Oxford und Cambridge – rund 100 Kilometer Luftlinie liegen zwischen den beiden britischen Elite-Universitäten und ein jahrhundertealter Konkurrenzkampf. Cambridge hat bislang 107 Nobelpreisträger hervorgebracht, Oxford 50.
Aber Renommee, Preise und Professuren zählen nicht, wenn jedes Jahr im April die Ruder-Achter der beiden Unis gegeneinander antreten. Ein Großereignis, bei dem rund 200.000 Zuschauer entlang der Themse auf die zwei Boote blicken, Millionen verfolgen die Fernsehübertragung.
Kräftemessen für britische Adelige und Großbürger
Die sportliche Konkurrenz der beiden Universitäten beginnt am 10. Juni 1829 auf der Themse, rund 40 Meilen westlich von London. In zwei Ruderbooten treten jeweils acht Studenten von Oxford und Cambridge erstmals gegeneinander an.
Initiiert haben das Rennen die Studenten Charles Marivale (Cambridge) und Charles Wordsworth (Oxford). Die Freunde wollen ihre Kräfte mit den jeweiligen Kommilitonen im Ruderboot messen – ein zu dieser Zeit beliebter Zeitvertreib für britische Adelige und Großbürger.
Oxford gewinnt überlegen
Oxford gewinnt das erste Rennen überlegen. Sieben Jahre später kommt es zu einer Neuauflage, weitere Wettkämpfe folgen. 1845 legen die Organisatoren die heutige 6,7 Kilometer lange Strecke im Südwesten Londons fest. "Die Streckenlänge ist mehr als dreimal so viel wie die so genannte olympische Distanz im Rudern", erklärt Sebastian Schulte, der dreimal für Cambridge im Boot saß und im Deutschland-Achter 2006 Weltmeister wurde.
Dabei ist die lange Distanz nicht einmal die größte Herausforderung für die Studenten. "Die Besonderheit ist, dass wir dort Kurven haben, Strömung, dass der Steuermann eine extrem wichtige Rolle einnimmt im Ausnutzen der perfekten Strömung auf der Themse", so Schulte.
Boots-Freunde fürs Leben
Wer nicht aufpasst, erleidet Schiffbruch – so wie Cambridge 1978. In diesem Jahr sinkt das Boot in der Themse und sieben Monate Vorbereitung gehen buchstäblich "den Bach runter". Harte Monate, in denen die Athleten zweimal pro Tag tranieren, sechs Tage die Woche, bei vollem Studium. Ausgewählt werden nur Sportler, die unter keinen Umständen aufgeben.
So wie der deutsche Ruderer Schulte. Er muss zwei Niederlagen einstecken, bevor er 2007 mit dem Cambridge-Achter als Erster das Ziel erreicht. "Da fühlt man sich in dem Moment unverwundbar", schwärmt Schulte. Die Teilnahme habe sein Leben bis heute geprägt: "Man hat Freundschaften geschlossen, die eben auch krisenfest sind."
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 10. Juni 2019 ebenfalls an das erste Ruderrennen zwischen den Universitäten Oxford und Cambridge. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
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