Personalpolitik betreibt Donald Trump nach dem Hire-and-Fire-Prinzip. Auf Rudy Giuliani aber möchte der US-Präsident nicht verzichten. Der ehemalige Bundesstaatsanwalt und Ex-Bürgermeister von New York kennt sich aus in den Grauzonen von Gesetz und Politik und liebt, wie Trump, die Publicity.
Sein Vater hat als "Mann fürs Grobe" für eine New Yorker Mafia-Familie gearbeitet und verbrachte Jahre im Gefängnis. Sohn Rudolph Giuliani III, am 28. Mai 1944 geboren, macht auf der Seite des Gesetzes Karriere. Mit 39 Jahren sitzt er auf dem dritthöchsten Posten im US-Justizministerium.
Bürgermeister der Weißen
In den Achtzigern bringt Giuliani als Staatsanwalt die Paten der New Yorker Mafia samt Gefolge vor Gericht und hinter Gitter. Aufsehen erregen auch seine Verfahren gegen die betrügerischen Börsenhaie Ivan Boesky und David Milken. Dass Giuliani Verdächtige gern öffentlich mit Medienrummel verhaften lässt, stößt auf harsche Kritik.
Im zweiten Anlauf gelingt ihm 1994 der Wechsel in die Politik. Das traditionell demokratische, aber von hoher Kriminalität geplagte New York wählt den Law-and-Order-Republikaner zum Bürgermeister. Giuliani greift durch; mit massiv aufgestocktem Polizeiaufgebot und einer radikalen "Null Toleranz"-Strategie säubert er die Stadt von Drogen und Verbrechen.
Der oft überharte Einsatz von Polizei und Justiz richtet sich allerdings zumeist gegen Minderheiten. "Sein Rathaus war ein weißes", urteilt der Giuliani-Biograf Robert Polner. "Auch wenn er sagte, er sei farbenblind: Giulianis Politik zielte klar auf die weiße Wählerbasis ab."
Trommeln für Trump
Bei Themen wie Abtreibung, Homo-Ehe oder Waffen vertritt Giuliani liberale Positionen, was ihm 1998 trotz aller Kritik die Wiederwahl sichert. Doch nach dem Skandal um den von 41 Polizeikugeln getöteten Amadou Diallo sinken seine Sympathiewerte stetig.
Sein besonnenes, staatsmännisches Auftreten nach den Terroranschlägen von 2001 verschafft Giuliani einen respektablen Abgang als Bürgermeister. Eigene Träume vom Präsidentenamt scheitern allerdings. Als Donald Trump seine Kandidatur verkündet, gehört Giuliani zu den lautstärksten Unterstützern.
Inzwischen ist Rudy Giuliani als Anwalt und Cyber-Sicherheitsberater des Präsidenten zurück im Rampenlicht - und sorgt wie Trump mit populistischen Sprüchen und unverhohlenen "Fake News" für Irritationen. Der 75-Jährige brauche Konflikte als Lebenselexier, meint sein Biograf Polner: "Giuliani fühlt sich nicht lebendig, wenn er sich nicht im Kampf befindet."
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) berichtet am 28. Mai 2019 ebenfalls über Rudolph Giuliani. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
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