1. Dezember 1979 - Schweden beschränkt Verkauf von Kriegsspielzeug

Stand: 01.12.2019, 00:00 Uhr

Jede dritte Lego-Figur hat mittlerweile eine Waffe in der Hand. Das hat die Weimarer Initiative "Welt ohne Waffen" ausgerechnet. "Mit coolen Maschinengewehren und bunt leuchtenden Schwertern werden bewaffnete Konflikte als großes Abenteuer und wichtige Charakterprüfung dargestellt", kritisiert die Initiative.

Kriegsspielzeug Einschränkung Schweden (am 01.12.1979) WDR 2 Stichtag 01.12.2019 04:14 Min. Verfügbar bis 28.11.2029 WDR 2

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Karin Falkenberg, Leiterin des Spielzeugmuseums in Nürnberg, betont jedoch: "Spielzeugwaffen gehören dazu. Weil Kinder Räuber und Gendarm spielen, sich mit ihren Kräften messen. Eine Verlängerung des menschlichen Arms in Form von einer Waffe ist völlig normal."

Aber wo verläuft die Grenze zum Kriegsspielzeug? Ist ein Schwebepanzer aus der Lego-Star Wars-Reihe friedlicher als ein Leopard 2? Schießt das Gewehr eines Playmobil-Cowboys anders als das eines Soldaten aus Hartplastik?

Schweden wollen weniger Kriegsspielsachen

Im Schweden der 1970er-Jahre wird genau über diese Fragen eine heftige Debatte geführt. Das skandinavische Land liefert Waffen in alle Welt, betont aber seine Neutralität. Der Vietnamkrieg hat die Schweden politisiert, nun fordern sie eine pazifistische Politik. Eine der Wortführerinnen der Bewegung ist die Intellektuelle Alva Myrdal. "Die Spielzeugindustrie erzieht auf gemein-zynische Weise ganze Generationen mit möglichst wirklichkeitsgetreuen Kriegsspielsachen", sagt sie damals.

Die sozialistische Jugendorganisation "Junge Adler" und der Hausfrauenverband "Heim und Gesellschaft" machen Druck auf Spielwarenhändler und Parlament. Und die Politiker reagieren: Ab dem 1. Dezember 1979 darf Spielzeug, das an Kriege seit 1914 erinnert, nicht mehr verkauft werden. Erlaubt bleiben Nachbildungen moderner Pistolen, Gewehre oder Handgranaten – sie zählen zu den Polizeiwaffen.

Wie geht eine Gesellschaft mit Spielzeugwaffen um?

Die Spielzeuggeschäfte in Deutschland sind voll mit Waffen, die dutzendweise Schaumstoffpfeile aus riesigen Magazinen verschießen. "Viele Spiele sind darauf ausgerichtet, zu schauen, wer ist der Schnellere, wer ist der Stärkere? Aber im Ernstfall ist es eben Krieg", erklärt Karin Falkenberg vom Spielzeugmuseum.

Sie zeigt in ihrer Sammlung auch Kriegsspielzeug aus vielen Generationen deutscher Geschichte. Falkenberg sagt: "Je weiter der Zweite Weltkrieg in die Vergangenheit rückt, um so weiter weg rückt diese Erfahrung. Und um so klarer müssen wir uns innerhalb der Gesellschaft immer wieder neu überlegen: Wie gehen wir mit Spielzeugwaffen um?"

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