Wenn Peinliches zum "Vorschwein" kommt, spricht man vom Freud'schen Versprecher. In der Fehlleistung verraten sich unterdrückte Gedanken, Absichten und Wünsche. Kurz: das Unbewusste - das Sigmund Freud, der Begründer der Psychoanalyse, entdeckt hat.
Für ihn besteht die Psyche aus den Instanzen Ich, Es und Über-Ich. Das Es umfasst Bedürfnisse und Triebe. Das Über-Ich fordert die Einhaltung moralischer Werte. Das Ich, die Kontrollinstanz, wiederum verhandelt zwischen Es und Über-Ich. Übermächtige Konflikte verdrängt das Ich ins Unbewusste - das psychoanalytisch erforscht werden kann.
Studien in Paris
Geboren wird Sigismund Schlomo Freud am 6. Mai 1856 im mährischen Freiberg. Sein Vater ist jüdischer Wollhändler, seine Mutter dessen 20 Jahre jüngere Frau. "Auf dem Gymnasium war ich durch sieben Jahre Primus", notiert Freud über seine Schulzeit. "Hatte eine bevorzugte Stellung. Wurde kaum geprüft."
Er macht mit 17 Jahren Abitur und studiert Medizin in Wien. Auf Reisen durch halb Europa bildet sich Freud als Nervenarzt weiter. Der französische Arzt Jean-Martin Charcot, der in Paris Fälle von sogenannter Hysterie behandelt, wird zu seinem Lehrmeister.
Praxis in Wien
Zurück in Wien eröffnet Freud eine eigene Praxis. Von 1891 an gilt die Berggasse 19 als Top-Adresse für die Heilung psychischer Erkrankungen. Freud heiratet Martha Bernays, die aus einer angesehenen Rabbinerfamilie kommt.
Zusammen haben sie sechs Kinder. Freuds Tochter Anna macht sich später ebenfalls als Psychotherapeutin einen Namen.
Deutung von Träumen
Freud nimmt Abstand von Hypnose und Elektrotherapie, mit denen psychisch Kranke damals behandelt werden. Er konzentriert sich auf die Träume seiner Patienten. Der Traum sei die Erfüllung eines unterdrückten Wunsches, schreibt er in seinem um 1900 erschienenen Buch "Die Traumdeutung".
Freud entdeckt in Träumen vorwiegend sexuelle Wünsche und Symbole. Säbel, Regenschirm und Schlange stehen für den Penis, Dosen, Schränke und Schächte für die Vagina. Seine Frau bemerkt: "Wenn ich nicht wüsste, dass mein Mann ein ernsthafter Mensch ist, würde ich die Psychoanalyse für Pornografie halten."
Tod im Exil
Bei der Bücherverbrennung 1933 werfen die Nazis auch Freuds Werke in die Flammen. Nach dem "Anschluss" Österreichs im März 1938 flieht der 82-Jährige mit Martha und Anna nach London.
Wegen seines hohen Zigarrenkonsums leidet Freud an Gaumenkrebs. Er stirbt am 23. September 1939 in London an einer Überdosis Morphium, um die er seinen Arzt gebeten hat.
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