Als kleiner Junge sitzt Theo Pagel jeden Samstag pünktlich um viertel vor sechs vor dem Fernseher. "Schon damals habe ich mich zu Tieren hingezogen gefühlt und natürlich habe ich 'Daktari' geguckt", erinnert sich der heutige Direktor des Kölner Zoos.
Wie viele Kinder Ende der 60er Jahre verpasst Pagel keine Folge der Serie, die auf der Wameru-Tierstation irgendwo in Afrika spielt. Dabei hat der kleine Theo noch Glück, dass sein Papa kein Fußballfan ist, denn "Daktari" läuft im ZDF parallel zur ARD-"Sportschau". Tore gegen Tiere: In so mancher Familie sorgt das samstags zuverlässig für Streit.
Neuer Serienhit des "Flipper"-Produzenten
Der smarte Chef der Tierstation mitten im afrikanischen Busch heißt Marsh Tracy; Daktari, der Arzt und Doktor, nennen ihn die Einheimischen. Die Lieblinge der Zuschauer aber sind weder Tracys hübsche Tochter Paula noch seine beiden Assistenten, sondern zwei tierische Bewohner von Wameru: Clarence, der schielende Löwe, und Judy, die vorwitzige Schimpansin.
Erfunden hat die Serie US-Produzent Ivan Tors. Mit "Flipper", dem klugen Delfin, ist dem früheren Tiertrainer bereits ein weltweiter Fernseherfolg gelungen. So authentisch Afrika in "Daktari" auch wirkt: Gedreht wurde die am 11. Januar 1966 gestartete Serie in Kalifornien.
Ein Löwe mit zwei Doubles
In den 89 jeweils einstündigen Folgen hat das "Daktari"-Team viele Abenteuer zu überstehen. Wilderer müssen unschädlich gemacht, kranke Tiere eingefangen und vierbeinige Waisen aufgepäppelt werden – oder Clarence und Judy sorgen für Trouble in Wameru.
Was damals niemand weiß: Für den schielenden Löwen kommen gleich zwei Doubles zum Einsatz. Denn der echte Clarence fürchtet sich vor Fahrten mit dem Auto und ist viel zu zahm, um noch zu brüllen oder gefährlich die Zähne zu fletschen.
Grzimek warnt vor "Daktari"
Wie der Zoologe Bernhard Grzimek mit seiner Sendung "Ein Platz für Tiere" wirbt auch "Daktari" für den Artenschutz – aus Sicht des Experten aber auf fragwürdige Weise. Grzimek warnt deshalb damals die Zuschauer: Hoffentlich nehme niemand zu ernst, was in "Daktari" über Tierhaltung gezeigt werde.
Auf Löwen reiten, mit Affen schmusen oder Leoparden an der Leine führen, das findet auch Theo Pagel heute gar nicht mehr lustig. Vermenschlichungen wilder Tiere vermitteln ein gefährlich falsches Bild, betont Kölns Zoodirektor: "Solche Tiere sind nun mal gefährlich. Deshalb behandeln wir unsere Zootiere auf Distanz, weil sie dann ihre Verhaltensweisen ganz anders ausleben können."
Programmtipps:
Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.
"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 11. Januar 2021 ebenfalls an die Serie "Daktari". Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
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