17. Mai 1946 - Udo Lindenberg wird geboren

Stand: 17.05.2016, 00:00 Uhr

Eigentlich ist Udo Lindenberg Trommler. So sieht er sich selbst. "Das liegt in mir drin", wird er einmal sagen. In seiner Kindheit macht er mit den Stöcken ordentlich Krach, unterstützt von seinem Vater, der ihm ein teures Schlagzeug kauft: "ordentlich Randale, ordentlich Äktschn, in diesem Gronau an der Donau, wo es sehr ruhig war in den 50er Jahren."

Mit 13 gilt Lindenberg als der beste Dixieland-Trommler Nordrhein-Westfalens. Und als er zwei Jahre später aus der Beschaulichkeit nach Düsseldorf flieht, um sich im noblen "Breidenbacher Hof" zum Kellner ausbilden zu lassen, trommelt er bereits lieber in den angesagten Jazzbands der Stadt.

Alles klar auf der Andrea Doria?

Geboren wird Lindenberg am 17. Mai 1946 im westfälischen Gronau. Nach seinem Düsseldorfer Kurzabstecher tourt er in den 1970er Jahren mit Jazzgrößen wie Peter Herbolzheimer oder Klaus Doldinger durch Deutschland. Mit Herbolzheimer gründet er die Band "Free Orbit", bei Doldingers berühmter "Tatort"-Titelmelodie übernimmt er den Schlagzeugpart. Im Bassisten Steffi Stephan aus Münster findet er einen Seelenverwandten. Mit ihm spielt er auch in Hamburgs legendärer Kneipe "Onkel Pös Carnegie Hall", der er auf seinem dritten Album "Andrea Doria" (1973) im Titelsong ein Denkmal setzt: "Bei Onkel Pö spielt 'ne Rentnerband / seit 20 Jahren Dixieland / 'n Groupie hab'n die auch / die heißt Rosa oder so / und die tanzt auf'm Tisch / wie'n Go-Go-Go-Girl".

"Andrea Doria" ist Lindenbergs Durchbruch. 100.000 Mal verkauft sich die Platte mit ihren schnörkellosen, ebenso witzigen wie empfindsamen Texten. Zum Erfolg trägt auch das erstklassig besetzte Panikorchester bei, zu dem neben Steffi Stephan und Gottfried Böttger am Klavier auch der famose Schlagzeuger Bertram Engel gehört. Mit dem Nachfolgeralbum "Ball Pompös"(1974) erfindet Lindenberg einen ganzen Kosmos skurriler Figuren, die fortan mit ihm auf Tournee gehen: den Wahnsinnsgeiger Rudi Ratlos etwa, oder die Opernsängerin Elli Pirelli.

Hinterm Horizont geht’s weiter

Mit Lindeberg findet die rockende Jugend ihre raue Stimme, die aber nicht nur wortwitzig ist, sondern immer auch gegen Krieg, Intoleranz und Aufrüstung protestiert. Ein Anliegen ist ihm dabei auch besonders die politische Situation in der DDR, wo er viele Fans hat und sich 1973 in Ost-Berlin verliebt. Nach Jahren des Bittens und Bettelns um eine Auftrittschance holt Lindenberg mit dem "Sonderzug nach Pankow" gegenüber SED-Chef Erich Honecker einen musikalischen Trumpf aus dem Ärmel: "Entschuldigen Sie, ist das der Sonderzug nach Pankow? / Ich muss mal eben dahin, mal eben nach Ost-Berlin. / Ich muss da was klären, mit eurem Oberindianer. / Ich bin ein Jodeltalent, und ich will da spielen mit 'ner Band". Im Oktober 1983 erhält Lindenberg die Zusage zu einer DDR-Tournee. Da er sich beim ersten Konzert vor ausgesuchten SED-Jugendlichen aber über ein Toilettenfenster absetzt, um mit seinen draußen wartenden echten Fans zu sprechen, bleibt es bei dem einen Auftritt.

In den 1990er Jahren wird es still um Lindenberg. Dann meldet er sich 2008 nach Jahren der Schwermut und des Alkohols in seiner Hamburger Hotelheimat "Atlantik" mit "Stark wie Zwei" eindrucksvoll zurück. Er spielt mit jungen Kollegen wie Jan Delay oder Clueso seine Klassiker neu ein und verarbeitet in dem Musical "Hinterm Horizont" (2011) seine eigene Liebe zu einem Ost-Berliner Mädchen, die die Mauer verhinderte. Inzwischen haben fast zwei Millionen Menschen das Musical gesehen.

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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.05 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 17. Mai 2016 ebenfalls an Udo Lindenberg. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.