Die Schaulustigen in Stockholm sind beeindruckt: Mit Salutschüssen aus den Bordkanonen legt die "Vasa" am 10. August 1628 zur Jungfernfahrt ab. Das Kriegsschiff ist nach der regierenden Königsdynastie Vasa benannt.
Der Dreimaster ist 69 Meter lang und fast 12 Meter breit. Hunderte geschnitzte Figuren zieren es. Viele Matrosen und Offiziere dürfen ihre Familien mitnehmen. 500 Menschen sollen an Bord sein.
Starke Böe neigt das Schiff
Als die "Vasa" aus dem Hafen ausläuft, wird sie von einer starken Windböe erfasst. Dabei neigt sich das Schiff so weit zur Seite, dass Wasser in die unteren Kanonenpforten strömt.
"Das Schiff war so instabil, dass es sich nicht mehr aufrichten konnte", sagt Fred Hocker, Forschungschef des Stockholmer "Vasa"-Museums. "Viele unter Deck kamen nicht mehr raus." Schätzungsweise 50 Menschen sterben.
Großmachtanspruch sichern
Eigentlich hätte die "Vasa" die schwedische Flotte anführen sollen. Gebaut wird sie ab 1625, um den Großmachtanspruch von König Gustav II. Adolf über die Ostsee zu sichern. Seine Soldaten kämpfen in Polen.
"Die 'Vasa' war für 72 Bronzekanonen ausgelegt", sagt Fred Hocker. Wie jedes große Schiff im frühen 17. Jahrhundert wird die "Vasa" nicht nach Plänen gebaut, sondern nach Erfahrung seiner Baumeister.
Druck des Königs
Immer wieder drängt der schwedische König seinen Admiral Clas Fleming, das Schiff in Dienst zu stellen. Schließlich gibt dieser nach, auch wenn bei der Jungfernfahrt erst 64 Kanonen an Bord sind.
Die "Vasa" hat nur 1.300 Meter zurückgelegt, also noch nicht mal eine Seemeile, als sie auf den Grund des Stockholmer Hafens sinkt. Die meisten Kanonen werden rasch geborgen, eine enorme Leistung für die damalige Zeit.
333 Jahre bis zur Bergung
Die Bergung des Schiffes wird immer wieder versucht - ohne Erfolg. In den 1950er-Jahren sucht der Flotten-Ingenieur Anders Franzén systematisch den Stockholmer Hafen ab. 1956 entdeckt er den Liegeplatz der "Vasa".
Taucher graben Tunnel unter dem Wrack, durch die man Hebeseile zieht. Nach drei Jahren ist es so weit: Die "Vasa" wird in flacheres Wasser geschleppt. Erst 1961 ist die Bergung abgeschlossen.
1,5 Millionen Besucher
Die Konservierungsarbeiten dauern jahrelang. Das Wasser im Holz wird ersetzt durch Polyetylenglykol, eine wachsähnliche Substanz, damit der 800 bis 900 Tonnen schwere Koloss nicht zerfällt.
Heute ist die "Vasa" in einem für sie gebauten Museum untergebracht, das jährlich 1,5 Millionen Besucher zählt.
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