"Wir sind der Erde zur Last, kaum reichen die Grundstoffe für uns, die Not wird knapper und überall gibt es Klagen, dass die Natur uns nicht mehr unterhalten könne." Dieses bittere Fazit klingt so aktuell, als stamme es von der "Fridays for future"-Bewegung. Geschrieben wurde es jedoch bereits vor mehr als 1.800 Jahren von dem römischen Schriftsteller Tertullian.
Der Mensch hat schon vor Jahrhunderten begonnen, die Welt nachhaltig zu verändern. Die Wissenschaft spricht deshalb vom Anthropozän, dem vom Menschen geprägten Erdzeitalter. Wir verändern die Welt, weil wir immer mehr werden. Derzeit steigt die Erdpopulation pro Sekunde um 2,6 Menschen, also um rund 83 Millionen jedes Jahr.
Kofi Annan begrüßt Erdenbürger Nr. 6.000.000.000
Vor 20 Jahren haben Bevölkerungsexperten der Vereinten Nationen errechnet, dass am 12. Oktober 1999 der sechs-milliardste Mensch geboren wird. In der ersten Minute dieses Tages bringt Fatima Mevic im Kosevo-Krankenhaus von Sarajewo ihren Sohn Adnan zur Welt.
Zu den ersten Gratulanten gehört UN-Generalsekretär Kofi Annan, der gerade die bosnische Metropole besucht. "Weder der schreckliche Krieg, noch die massive Belagerung Sarajewos, auch nicht die unmenschliche Strategie der ethnischen Säuberungen haben es geschafft, diese und so viele andere Geburten in Bosnien zu verhindern", erklärt Annan, bevor er der jungen Mutter zur Geburt des sechs-milliardsten Erdenbürgers eine Medaille überreicht.
Es ist natürlich ein rein symbolischer Akt. Hätte Kofi Annan zu diesem Zeitpunkt etwa Castrop-Rauxel besucht, so wäre Nr. 6.000.000.000 eben im Ruhrgebiet zur Welt gekommen. Kurz nach der Geburt von Adnan Mevic endet das Jahrhundert, in dem die Weltbevölkerung so rasant gestiegen ist wie nie zuvor. Um 1900 lebten nur rund eineinhalb Milliarden Menschen auf der Welt.
Zwölf Milliarden bis zum Jahr 2100
Am Beginn des 21. Jahrhunderts hat sich das Bevölkerungswachstum nach Berechnungen der UN verlangsamt. Stetig steigender Wohlstand in den industrialisierten Ländern und abnehmende Kindersterblichkeit lassen die Geburtenrate sinken. In Deutschland etwa bekam eine Frau um 1900 noch durchschnittlich 4,17 Kinder; heute sind es dagegen nur noch 1,57.
Bei einem Schnitt unter 2 schrumpft die Bevölkerungszahl, es sei denn, die Abnahme wird durch Zuwanderung aus armen Weltregionen kompensiert. Gegenwärtig leben auf der Erde fast 7,7 Milliarden Menschen. Laut Prognosen der Vereinten Nationen könnten es bis zum Ende des 21. Jahrhunderts rund 12 Milliarden werden.
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 12. Oktober 2019 ebenfalls an den Anstieg der Weltbevölkerung. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
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