"Eine gute Kritik in der Süddeutschen Zeitung? Dann habe ich was falsch gemacht." Das ist das Lebensmotto des Produzenten Wolfgang Rademann. Mit seinen Sendungen und Serien wie "Die Schwarzwaldklinik" oder "Das Traumschiff" will er nicht die Kritiker erreichen, sondern ein Millionenpublikum.
Einen wie ihn würde es in der deutschen Fernsehlandschaft nicht mehr geben, konstatiert die Schauspielerin Sabine Postel nach seinem Tod. "Weil der mit so viel Herzblut und Engagement bei seinen Filmen dabei war. Der hat morgens jedem die Hand geschüttelt. Das war ein ganz wunderbarerer Mensch."
Haussender ZDF
Geboren wird Rademann am 24. November 1934 als Sohn eines Industriekaufmanns in Neuenhagen am östlichen Stadtrand von Berlin. Nach der Volksschule macht er eine Schriftsetzerlehre in der Druckerei einer Zeitung, die er 1953 als Sprungbrett in den Journalismus nutzt. Fünf Jahre lang arbeitet er in der DDR als Lokalreporter, dann flieht er in den Westen, wo er unter anderem für den "Stern" schreibt. Schon zu dieser Zeit organisiert er in West-Berlin "Bunte Abende".
1962 wird Rademann Pressechef der Entertainerin Catharina Valente. 1964 wechselt er zum Fernsehen und entwickelt für das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) mit Hanno Lohmeyer die Sendung "Das Leben ist die größte Show". Fortan entwickelt sich das ZDF zu seinem Haussender, für den er unter anderem die "Peter-Alexander-Show", die "Wencke-Myhre-Show" und die Sketch-Reihe "Ein verrücktes Paar" produziert, mit der Harald Juhnke und Grit Boettcher zum Traumpaar der deutschen Fernsehunterhaltung werden.
Die Plastiktüte als Büro
Ständig notiert Rademann seine Ideen auf kleine Zettel, immer und überall arbeitet er an neuen Geschichten, die dem ZDF zumeist Traumquoten bescheren. Auf sein Äußeres legt er dabei wenig Wert, wohl aber auf Freundlichkeit. "Wer ihn erlebt hat, der weiß, der Rademann hat sein Büro in der Plastiktüte", berichtet etwa seine Lebensgefährtin, die Schauspielerin Ruth Maria Kubitschek. "Und ohne diese Zettel kann man ihn auch nicht antreffen."
Seine größten Erfolge feiert Rademann mit den vom Feuilleton verschmähten Serien "Das Traumschiff" und "Die Schwarzwaldklinik". Letztere läuft zwischen 1985 und 1989, erstere seit 1981 bis heute.
2015 erhält Rademann einen Bambi für sein Lebenswerk. Da kann er die Auszeichnung schon nicht mehr persönlich entgegennehmen. Seine Dankesrede, die Kubitschek vorliest, hat er auf seine berühmten Zettel notiert. Rademann stirbt zwei Monate später, Anfang 2016, in Berlin.
Programmtipps:
Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.
Stichtag am 25.11.2019: Vor 175 Jahren: Geburtstag des Autopioniers Carl Benz