Auf der ARD-Reihe "Das Wort zum Sonntag" liegt zunächst kein Segen: Ein Kabelbruch verhindert am 1. Mai 1954 die geplante TV-Premiere mit dem Aachener Prälaten Klaus Mund. Eine Woche später - am 8. Mai 1954 - geht alles glatt: Der evangelische Pfarrer Walter Dittmann spricht zu Deutschlands Christen.
Damit ist "Das Wort zum Sonntag" heute die zweitälteste Sendung im Ersten - nach der Tagesschau. In der Anfangsphase läuft es jeden Samstagabend für zehn Minuten zum Sendeschluss.
Ab 1957 auch Frauen
Der Erfinder der Reihe, Werner Hess, ab 1962 Intendant des Hessischen Rundfunks, hat den Sendeplatz mit Bedacht gewählt: "Wir wollten auf jeden Fall nicht Sonntagvormittag nehmen als Konkurrenz zu dem örtlichen Gemeinde-Gottesdienst."
Auf dem Bildschirm erscheinen katholische und evangelische Würdenträger im Wechsel. Anfangs oft ungelenk, steif und immer in schwarz-weiß. Dann verändert sich "Das Wort zum Sonntag". Es wird farbig - und zuvor schon weiblicher. Erika Schwarze ist 1957 die erste Frau, die das Evangelium im Fernsehen verkündet.
Weltliche Themen inbegriffen
Jörg Zink, der über 100 Mal das "Wort zum Sonntag" spricht, macht die Sendung in den 1970er Jahren weltlicher. Der evangelische Pfarrer sagt zum Thema Umweltverschmutzung: "Wir stehen an einem Punkt, an dem die Kirche erklären muss, wie sie über den Umgang mit unserer Umwelt denkt."
Auch die katholische Ordensschwester und ehemalige Kabarettistin Isa Vermehren findet von 1983 bis 1995 einen anderen Ton: "Ich weiß nicht, ob Sie gläubig sind: Wenn ja, dann beten Sie - und wenn nein, dann denken Sie nach."
In der Kritik
Ab 1999 wird das Format auf vier Minuten gekürzt, die Zahl der Sprecher auf acht beschränkt. Diese melden sich inzwischen nicht nur aus dem Studio, sondern auch aus dem Gefängnis, aus dem Kreißsaal, Fußballplatz oder vom Boxring. Was nicht nur für Zustimmung sorgt.
Aus der Deckung wagt sich 2004 Pfarrer Helwig Wegner-Nord, als er die Einhaltung der Grundrechte für Flüchtlinge fordert: "So lang das noch nicht so ist, ist es richtig, auch gegen staatliche Gesetze dem Gebot der Nächstenliebe zu folgen." Dafür erhält er zwei Strafanzeigen.
Gäste peppen Quote auf
Auch heute noch schauen rund zwei Millionen Menschen regelmäßig "Das Wort zum Sonntag". Für hohe Einschaltquoten sorgen auch Gastauftritte, zum Beispiel von Papst Johannes Paul II. und Papst Benedikt XVI. - oder der Drag-Queen Olivia Jones, die auf der Hamburger Reeperbahn für Toleranz wirbt: "Auf geht's ihr Hasen, das ist keine Bildstörung!"
Programmtipps:
Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.
"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 8. Mai 2019 ebenfalls an die Erstausstrahlung der Fernsehsendung "Das Wort zum Sonntag". Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
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