"Nie werde ich meine erste Begegnung mit den Gorillas vergessen", erzählt die amerikanische Verhaltensforscherin Dian Fossey. "Geräusch kam vor Sicht. Und vor dem Geräusch kam noch der Geruch in Form einer umwerfenden Mischung aus moschusartigem Stall- und Menschenduft." Weder das Schicksal noch die Abenteuerlust habe sie nach Afrika getrieben. "Es war der sehnlichste Wunsch wilde Tiere zu sehen und mit ihnen zu leben in einer Welt, die der Mensch noch nicht völlig verändert hat."Dian Fossey wird am 16. Januar 1932 in San Francisco im US-Bundesstaat Kalifornien geboren. Ihr Tiermedizin-Studium bricht sie nach zwei Jahren ab und wird Verhaltenstherapeutin für Kinder. 1963 hat sie das Geld für ihrer erste Safari zusammen. Im Kongo, dem damaligen Zaire, beobachtet sie zum ersten Mal Gorillas. In Kenia trifft sie den Anthropologen Louis Leaky. Sie ringt ihm eine Feldstudie über Berggorillas in den kongolesischen Virunga-Vulkanbergen ab. Sponsor ist die National Geographic Society. Leaky motiviert noch zwei weitere Frauen zur Erforschung von Menschenaffen: Jane Goodall untersucht Schimpansen, Biruté Galdikas beschäftigt sich mit Orang-Utans.
Im Dezember 1966 reist Dian Fossey nach Kongo. Doch der Bürgerkrieg durchkreuzt ihre Pläne. Sie verlagert ihr Projekt auf die andere Seite der Berge nach Ruanda. Mitten im Urwald gründet sie im September 1967 die 3.000 Meter hoch gelegene Forschungsstation Karisoke, wo sie 18 Jahre lang lebt. Sie dokumentiert ausführlich das ausgeprägte Sozialverhalten der Berggorillas. 1976 schließt sie erfolgreich ihre Doktorarbeit ab. 1983 erscheint ihr Buch "Gorillas im Nebel". Später wird ihr Leben unter dem gleichen Titel mit Hollywood-Star Sigourney Weaver in der Hauptrolle verfilmt. Fosseys Engagement stößt aber auch an Grenzen: Hirten bedrohen mit ihren Rindern den Lebensraum der Affen, Wilderer jagen Trophäen oder lebende Jungtiere für westliche Kunden. Fossey lässt jeden Morgen ihre Wildhüter ausrücken. Meist bringen sie nur Fallen mit, manchmal auch Wilderer. Die Verhörmethoden der Forscherin sind gefürchtet: Sie fesselt Verdächtige, peitscht sie mit Brennnesseln aus, foltert sie mit Scheinhinrichtungen. Die Einheimischen nennen sie Hexe, antworten mit schwarzer Magie und legen ihr eine hölzerne Puffotter vor die Tür - ein Todesfluch. Als ihr Lieblingsgorilla Digit getötet wird, verändert sich Fossey. Sie beginnt zu trinken und bekämpft alle, die sich ihr tatsächlich oder vermeintlich in den Weg stellen. Zu ihren erklärten Gegnern zählt nun auch die Regierung in Kigali, die die Affen zur Touristenattraktion machen will. Dann kommt das plötzliche Ende: In der Nacht des 26. Dezember 1985 wird die 53-Jährige mit einem Buschmesser getötet. Der Mord bleibt ungeklärt. Dian Fossey wird in Karisoke begraben - neben ihrem Freund Digit.Stand: 26.12.05