Im Jahr 1888 reist Vincent von Gogh nach Arles und mietet dort ein kleines gelbes Haus. Von der Landschaft Südfrankreichs ist er begeistert. Immer wieder zieht er mit seiner Staffelei über die flirrenden Weizenfelder, nachts malt er die Terrassen der Cafés, die von den Gaslaternen in ein gespenstisch flackerndes Licht getaucht sind. Wie im Rausch hält er alles in dicken, kräftigen, frisch wirbelnden Strichen aus reiner Farbe fest. Bis zu vier Gemälde entstehen so pro Woche.Aber das Glück van Goghs ist nicht von Dauer. Nur zwei Jahre dauert diese fruchtbare Periode. Dann lädt van Gogh den verehrten Maler Paul Gauguin zu sich ein: Es ist der Anfang vom Ende. Die ungleichen Künstler vertragen sich nicht. Gemeinsam hatten sie eine neue Kunst begründen wollen; jetzt bekriegen sie sich bis aufs Blut. Nach einem heftigen Streit schneidet sich Vincent mit dem Rasiermesser ein Ohrläppchen ab und überreicht es einer Prostituierten im Bordell von Arles. Nach der Verzweiflungstat wird er in die Nervenheilanstalt von Saint-Rémy eingeliefert. Hier malt er sich mit verbundenem Kopf und seiner geliebten Pfeife vor blutrotem Hintergrund.
In der Anstalt wird van Goghs Malstil nervöser, gröber und bewegter. Besonders deutlich zeigt dies eines seiner letzten Gemälde, das ein unruhig im Wind rauschendes Getreidefeld vor einem bedrohlich düstren Gewitterhimmel voller Krähen zeigt. Auf diesem Feld wird sich van Gogh erschießen. Er stirbt am 29. Juli 1890 in Auvers-sur-Oise. Inzwischen sind viele der Mythen, die nicht zuletzt der Van-Gogh-Film von Vicente Minelli mit Kirk Douglas in der Hauptrolle kultiviert hat, widerlegt. Nie hat sich der Maler etwa das ganze Ohr abgeschnitten, nie hat er mit einer Kerze auf dem Hut bei Nacht gemalt. Und er hat auch mehr als nur ein Bild verkauft. Trotzdem stimmt es, dass van Gogh Zeit seines Lebens in Armut leben musste. Heute ist er der teuerste Maler der Welt.Stand: 29.07.05