Stichtag

8. März 1945 - Tito wird Ministerpräsident Jugoslawiens

Jugoslawien ist in den Bürgerkriegen der 90er Jahre untergegangen. In kürzester Zeit wurde der Balkan zur größten Problemregion Europas. Bis zum Tod des greisen Marschalls Tito war das anders. Er baute nach dem 2. Weltkrieg ein Jugoslawien auf, das laut UNO einmal zu den zehn angesehensten Ländern der Welt gehörte.
Nach Hitlers Angriff auf die Sowjetunion steht der Partisanenführer Tito an der Spitze eines Militärkomitees, das 80.000 Mann im Kampf gegen Nazideutschland mobilisiert. Diese Armee ist der Grundstein für Titos spätere Machtposition. Mit ihr gewinnt er einen grauenhaften Partisanen- und Bürgerkrieg. 1945 sind alle Schlachten geschlagen und 1,7 Millionen Jugoslawen tot. Die meisten umgebracht durch Jugoslawen. Die Überlebenden scharen sich um den charismatischen Marschall und wählen ihn zum Ministerpräsidenten Jugoslawiens. Tito errichtet einen effizienten stalinistischen Musterstaat – mit kleinem Webfehler. Er erklärt seinem Volk, dass man sein eigenes Land keinesfalls weniger lieben dürfe als die ruhmreiche UdSSR des Genossen Stalin. 1948 kracht es zwischen den beiden Machtpolitiker. Zum ersten und auch einzigen Mal revoltiert ein Kommunisten-Führer erfolgreich gegen Moskau.

Drei Jahrzehnte lang gelingt Tito der diplomatische Tanz auf allen Hochzeiten. Er steigt zum führenden Kopf der Blockfreien Staaten auf, reist zu Kennedy ins Weiße Haus und schafft sein Meisterstück in der Deutschland-Politik. Die DDR bekommt  diplomatische Anerkennung, die Bundesrepublik Gastarbeiter. Die verdienen harte D-Mark und schicken sie in die Heimat. Tito geht seinen eigenen Weg zum Sozialismus und hält sein Vielvölker-Reich am langen Zügel unter Kontrolle. Doch gegen Manager, Parteibonzen und aufkeimenden Nationalismus kämpft er letztlich vergebens. Als die kommunistische Idee verblasst, wird auch ihr lebendes Denkmal immer schwächer. Bis zum Schluss bewahrt Marschall Tito Haltung. Er stirbt am 4. Mai 1980 mit 87 Jahren.
Stand: 08.03.05