Nach dem Zweiten Weltkrieg formieren sich die Konservativen in Deutschland neu. Doch die Gründung der Union läuft nicht nach einem deutschlandweiten Plan ab. Das Nachkriegs-Sammelbecken der Christlich-Konservativen entwickelt sich viel mehr aus unabhängigen "Bürgerinitiativen" im ganzen Land.
Am 16. Juni 1945 wird Andreas Hermes in Berlin zum Chef der ersten Christlich-Demokratischen Union gewählt. Ohne von dem Ereignis zu wissen, heben rheinische Demokraten am Tag darauf in Köln, Hochburg der ehemaligen katholischen Zentrumspartei, die gleichnamige CDU in der Britischen Zone aus der Taufe. Nachdem die vier Siegermächte den Neugründungen ihren Segen erteilt haben, veröffentlicht die CDU am 26. Juni 1945 in Berlin ihren Gründungsaufruf "An das deutsche Volk". "Alle christlichen, demokratischen und sozialen Kräfte" sind aufgefordert, sich unter dem Banner der Union zu sammeln und "zum Aufbau einer neuen Heimat" beizutragen.
Adenauer übernimmt das Ruder
Einer fehlt bisher bei allen Feierlichkeiten: Konrad Adenauer. Kölns Oberbürgermeister darf sich von Amts wegen nicht politisch engagieren. Erst als ihn die Alliierten im September 1945 "wegen Unfähigkeit" entlassen, übernimmt der 69-Jährige das Ruder der rheinischen CDU – nach Adenauer-Art. "Die Konferenzen, die in Köln abgehalten wurden, waren nicht etwa Stunden der Beratung, sondern mehr eine Art Befehlsempfang", erinnert sich der damalige Düsseldorfer Stadtdirektor Walter Hensel. Umgehend fegt der gewiefte Taktiker Adenauer alle Ansätze planwirtschaftlicher Ideen aus den 20 Kölner Leitsätzen, der Urfassung des ersten Parteiprogramms. Der "christliche Sozialismus" wird bereits vor seiner Geburt beerdigt.
Losung "freie Marktwirtschaft"
Unumstritten ist der "Vater der CDU", wie Adenauer sich selbst später sah, zu dieser Zeit aber noch nicht. Die Galionsfigur der Union heißt Ludwig Erhard. Die Losung ist: "Was Zwang und Plan nicht hat geschafft, bewirkt die freie Marktwirtschaft". Erst mit der gewonnenen Bundestagswahl 1949 wandelt sich die Partei zur Adenauer-CDU. "Und in der Folge stellte sie mit dem Kölner Konrad Adenauer die Führergestalt, die der neuen Partei Weltformat gegeben hat", resümiert zehn Jahre später der Kölner Bundestagsabgeordnete Bernhard Günther (CDU).
Stand: 26.06.2005
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