"Nach einer so langen Reise durch öde Wüsteneien war der Eindruck, den der reiche Pflanzenwuchs in den Gärten auf mein Gemüt machte, außerordentlich. Jedoch bei weitem größer noch war die Wirkung des Anblicks der unermesslichen Oberfläche des Meeres, das in hellem Sonnenschein im dunkelsten Blau sich entfaltete." Zu so langen Sätzen ist Heinrich Barth erst im Rückblick fähig. Am 28. August 1855 erreicht er in Tripolis die Mittelmeerküste - überwältigt in jeder Hinsicht: Fünf Jahre lang ist der Forscher durch Sahara und Sahel unterwegs gewesen, zwei Begleiter verlor er durch die Malaria, mehrfach glaubte er, nie mehr zurückzukehren. Aber jetzt liegt jenseits des dunkelsten Blaus wieder Europa.Der 1821 in Hamburg geborene Barth reist im Auftrag der englischen Regierung. Er soll den Afrikahandel des Königreiches vorbereiten. Er selbst will die Geheimnisse des unbekannten Kontinents kennen lernen. Dafür reist er 18.000 Kilometer, zu Fuß, zu Pferd und auf dem Kamel durch die heutigen Staaten Libyen, Niger, Nigeria, Tschad und Mali. Barth Erfolgsgeheimnis ist Offenheit und Respekt: Er gibt sich den arabischen Namen Abd el Kerim, er spricht arabisch und bald auch mehrere afrikanische Sprachen. Er kleidet sich wie ein Araber, lernt die Sitten und Gebräuche seiner Gastgeber und interessiert sich für den Islam.
Das öffnet ihm schließlich auch die Türen in der legendären Oase Timbuktu. In der alten Südmetropole des Saharahandels ist er Gast des Gelehrten Scheich al-Bakkay. Mit ihm diskutiert er über Gott und die Welt. Als erster Europäer studiert er die arabischen Handschriften der Bibliothek von Timbuktu. Aber Neider al-Bakkays und religiöse Fanatiker bedrohen Barth und verzögern lange seine Rückreise. Deshalb ist seine Rückkehr nach Tripolis auch eine Rettung. Zurück in Deutschland veröffentlicht Barth ein monumentales Standardwerk der Afrikanistik. Sein Herz und seine Gesundheit hat er im Süden gelassen. Er stirbt im November 1865, nur 44 Jahre alt.
Stand: 28.08.05