Der Ruhm der Stadt ist auf ungezählten Toten errichtet: Zar Peter treibt ab 1703 Tausende Arbeiter in den Tod, als er im sumpfigen Gelände an der Ostseemündung der Newa eine barocke Residenzstadt aus dem Boden stampfen lässt. Der Zar will einen Hafen für die Flotte, ein Tor zum Westen und eine modernere Hauptstadt als Moskau. Er lässt die Stadt nach seinem Namenspatron, dem Apostel Petrus benennen. Bald reiht sie sich als jüngste Gründung in die Reihe der großen europäischen Metropolen ein. Als Name bürgert sich zunächst die niederländische Fassung "Sankt Pieterburch" ein, später die deutsche "Sankt Petersburg". Russisch übersetzt wird der Name erst 1914. Weil die Deutschen die Feinde im Weltkrieg sind, soll die Stadt jetzt russisch klingen: "Petrograd".Die nach Westen orientierte Metropole ist stets ein Hort von Revolutionären. 1825 proben die Dekabristen, sozialrevolutionäre Adelige, den Aufstand. 1905 kommt es zu einer Revolte, nachdem das Militär 1.000 Menschen auf einem Bittgang zum Zaren erschossen hat. Im Februar 1917 geht von Petersburg die bürgerliche Revolution aus, die den Zaren zur Abdankung zwingt. Im Oktober übernehmen die Bolschewisten unter Lenin die Macht, nachdem sie den Regierungssitz im Petersburger Winterpalais gestürmt haben. Aber die Sowjetherrscher machen wieder Moskau zur Hauptstadt. Nach Lenins Tod 1924 lässt Stalin die Stadt in Leningrad umbenennen.
Im Zweiten Weltkrieg belagern deutsche Truppen die Stadt zweieinhalb Jahre lang. Hitler will die Kulturmetropole Russlands nicht erobern, sondern aushungern und vollständig zerstören. Über eine Million Menschen sterben in der eingeschlossenen Stadt. Nach dem Krieg heißt sie "Heldenstadt Leningrad". Als die Sowjetunion zusammenbricht, stellt sich auch die Namensfrage neu. Viele Einwohner identifizieren sich mit dem Namen ihrer Stadt, ohne dabei an Lenin zu denken. Bei einer Volksabstimmung stimmt mit 54 Prozent nur eine knappe Mehrheit für die Rückbenennung. Mit Beschluss vom 6. September 1991 heißt die Stadt wieder "Sankt Petersburg". Heute leben hier etwa vier Millionen Menschen. Die Stadt hat eine extrem hohe Arbeitslosigkeit und Armutsrate. Daran ändert auch wenig, dass Präsident Wladimir Putin aus Petersburg stammt. Er investiert in die barocken Paläste der Stadt und holt 2005 den G8-Gipfel hier her. Im Vorfeld werden in der Innenstadt systematisch Ratten, streunende Hunde und Obdachlose gejagt.
Stand: 06.09.06