Erst ist er der Jüngste unter vier Geschwistern, dann der Jüngste unter vier Musikern: George Harrison, 1943 in einem Vorort Liverpools geboren, spielt schon mit 16 bei den Quarrymen, die sich bald Beatles nennen. Als die Band 1960 in Hamburg auftritt, weist die Polizei den Minderjährigen aus, weil er auf der Reeperbahn nichts zu suchen hat.Der jüngste gilt auch als der stillste Beatle: Die indische Religiosität ist ihm wichtiger als das Popbusiness. 1965 erklingt im Beatles-Song "Norwegian Wood" eine Sitar, aber auch mehrere eigene Lieder zeigen seinen Einfluss auf die Band. Harrison geht früh auch eigene Wege: Ab 1968 nimmt er Solo-Alben auf. Als sich die Beatles 1970 trennen, erscheint wenige Monate später Harrisons "All Things Must Pass": das erste Album mit drei Langspielplatten in der Popgeschichte, und bis heute das erfolgreichste eines Ex-Beatles. "My sweet Lord" wird der erste Nummer-1-Hit eines ehemaligen Beatles, und es tut dem Erfolg des Songs keinen Abbruch, dass er später gerichtlich als "unbewusstes Plagiat" bezeichnet wird. 1971 organisiert Harrison im Madison Square Garden von New York das erste Benefiz-Konzert der Rockgeschichte, für Hungernde in Bangladesch.
An diese ganz großen Erfolge kann Harrison später nicht mehr anknüpfen. Er tritt eher selten auf, bringt aber immer wieder neue Platten heraus. Ab 1988 gehört er zu den "Traveling Wilburys", einer Gruppe, in der berühmte Musiker wie Bob Dylan mitwirken. 1992 spielt er mit Eric Clapton "Live in Japan". Gleichzeitig geht Harrison ins Filmgeschäft: Nach der erfolgreichen Produktion des Monty-Python-Films "Das Leben des Brian" gründet er die Produktionsfirma Hand Made Films.
Harrison, der zehn Jahre lang mit dem Fotomodel Patti Boyd verheiratet war, geht nach seiner Scheidung 1978 noch einmal die Ehe ein: Mit seiner Frau Olivia Arias hat er einen Sohn, Dhani. In seinen letzten Jahren muss Harrison einige Schicksalsschläge erleiden: 1997 wird bei ihm Kehlkopfkrebs diagnostiziert. 1999 wird er von einem psychisch Kranken niedergestochen und schwer verletzt. Seine Frau rettet ihm das Leben, indem sie den Angreifer überwältigt. Im November 2000 wird sein Sohn Dhani bei einem Autounfall schwer verletzt. Im Juli 2001 hat seine Krebserkrankung auch die Lunge und das Gehirn befallen. George Harrison stirbt am 29. November 2001 in Los Angeles. Er sei im Beisein seiner Frau und seines Sohnes friedlich eingeschlafen, heißt es in einer Meldung. 20 Jahre zuvor hatte er in einer Widmung für den ermordeten John Lennon aus der Hindu-Schrift Bhagavad Gita zitiert: "Nie gab es eine Zeit, als ich nicht existierte, sowenig wie du. Und es wird auch keine Zukunft geben, in der wir aufhören zu sein."
Stand: 29.11.06