Stichtag

21. März 2006 - Vor 10 Jahren: "Toy Story" kommt in die deutschen Kinos

"Findet Nemo", "Ice Age", "Shrek" - alle diese Filme sind nicht nur Publikumsrenner. Sie haben auch etwas anderes gemeinsam: Sie sind komplett am Computer entstanden. Der erste digitale Trickfilm kommt am 21. März 1996 in die deutschen Kinos. Er heißt "Toy Story" und erzählt, was das Spielzeug so treibt, wenn es im Kinderzimmer unter sich ist: Der schlaksige Cowboy Woody gerät mit dem neumodischen Captain Buzz Lightyear aneinander, und die beiden stürzen in ein turbulentes Abenteuer."Toy Story" ist nicht nur an den Kinokassen erfolgreich. Der Film bringt Regisseur John Lasseter einen Oscar, verhilft dem Studio Pixar zu einem steilen Aufstieg und befördert den Disney-Konzern in die digitale Zukunft. Doch der Weg dorthin war lang: Er beginnt Mitte der 80er Jahre. "Ich erinnere mich genau an den Moment, als ich die ersten Computeranimationen sah", erzählt Regisseur Lasseter. "Als ich die Bilder sah, wusste ich: Das ist es! Das ist der nächste Schritt. Das ist die Zukunft." Lasseter verlässt Disney und geht zu Pixar. Bei der Firma von Apple-Chef Steve Jobs entwickelt er digitale Kurzfilme, die für Aufsehen sorgen. Disney bestellt bei Pixar einen ersten abendfüllenden digitalen Animationsfilm. Bei diesem Projekt wollen sich Lasseter und seine Mitarbeiter von den gängigen Klischees verabschieden: "Wir wollten eine Film, der für Erwachsene genauso witzig ist wie für Kinder", so Lasseter. "Keine singenden Tiere. Keine schmalzige Liebesgeschichte." Nach seinem Willen soll "Toy Story" ein Anti-Disney-Film werden - im Auftrag von Disney. Die Probleme sind programmiert. Disney mischt sich immer wieder ein. Lasseter geht faule Kompromisse ein. Über das Ergebnis sind beide Seiten unzufrieden. Der Konflikt eskaliert bei einer Testvorführung für die Geldgeber: "Es war furchtbar. Niemand lachte. Und mir war so peinlich, was da auf der Leinwand zu sehen war", erinnert sich Lasseter. "Die Leute von Disney kamen zu uns und stoppten die Produktion."

Doch Lasseter bekommen eine zweite Chance - und erklärt seinem Team: "Jetzt machen wir den Film so, wie wir ihn wollen." Von den am Zeichentisch entwickelten Figuren lässt Lasseter Modelle anfertigen, die eingescannt werden. Im Computer entstehen so dreidimensionale Puppen, die wie Marionetten in alle Richtungen bewegt werden können. Erst dann beginnen die Animationsarbeiten - mit der Computermaus statt dem Zeichenstift. Pixar vernetzt 100 Computer, um die abgespeicherten Rohdaten in filmreife Bilder umrechnen zu können. Für die detailreichen 3-D-Bilder ist eine Menge Rechenleistung notwendig, die ihre Zeit braucht: In einer Woche schaffen sie dreieinhalb Minuten Film. Nach insgesamt vier Jahren Entwicklungszeit ist "Toy Story" fertig. Pixar ist mittlerweile so erfolgreich, dass der Disney-Konzern die Absicht hat, 2006 das Trickfilmstudio für rund 6 Milliarden Euro zu schlucken. Apple-Chef Jobs ist einverstanden. Die Aufsichtsbehörden müssen allerdings noch zustimmen.

Stand: 21.03.06