Der 25. September 2001 ist ein besonderer Tag. Mit Wladimir Putin kommt erstmals ein russischer Präsident in den Bundestag, um eine Rede zu halten. Bundespräsident Johannes Rau (SPD) und Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) begleiten den Gast durch die Reihen. Zur Freude der Abgeordneten hält Putin seine Rede größtenteils in deutscher Sprache. Deutsch hat er zwischen 1985 und 1990 als Offizier des sowjetischen Geheimdienstes KGB in der DDR gelernt.14 Tage zuvor haben islamistische Terroristen zwei Flugzeuge in das New Yorker World Trade Center gesteuert, die westliche Welt steht noch immer unter Schock. Vor diesem Hintergrund geht es Putin in Berlin vor allem darum, um Verständnis für den Krieg in Tschetschenien zu werben und gleichzeitig Russlands Rolle als Weltmacht neu zu beleben. "Internationale Terroristen haben offen ihre Absichten über die Erschaffung eines neuen fundamentalistischen Staates zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meer angekündigt", sagt Putin in seiner Rede - und stellt so den Krieg in Tschetschenien, der von den meisten Nationen verurteilt wird, als Kampf gegen den Terrorismus dar: "Ich habe gemeint, dass es in Bezug auf Tschetschenien zu einer differenzierteren Bewertung der Völkergemeinschaft kommen muss." Gleichzeitig bietet der russische Präsident den USA Hilfe bei der Terrorbekämpfung an und stellt eine eventuelle Mitgliedschaft seines Landes in der NATO in Aussicht.
"Wenn sich aus dieser Zusammenarbeit mehr entwickelt, ist Deutschland der letzte Staat, der etwas dagegen hätte", sagt Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) später. "Wir wünschen eine noch engere Zusammenarbeit." Aber der 25. September ist ein Tag der Worte, keiner der Entscheidung. Es bleibt beim Werben um gegenseitiges Vertrauen.
Stand: 25.09.06