Als Alexander Dubček am 27. November 1921 im westslowakischen Uhrovec geboren wird, baut Stalin gerade seine Machtposition in der sowjetischen Staats- und Parteiführung aus. Vier Jahre später zieht Dubčeks Familie in die Sowjetunion, um dort am Aufbau des Sozialismus teilzunehmen. Alexanders Vater Stefan ist Tischler und hat in der Tschechoslowakei im Mai 1921 die Kommunistische Partei mitbegründet. Alexander übernimmt das Weltbild seiner Eltern und wird Bolschewik. Als er Ende der 30er Jahre in die Slowakei zurückkehrt, hat er große Porträts von Lenin und Stalin im Gepäck. Dubček arbeitet als Maschinenschlosser und schließt sich der Kommunistischen Partei an. Im Zweiten Weltkrieg kämpft er gegen die deutschen Besatzer und das klerikal-faschistische Regime des Priesters Jozef Tiso. Dubčeks Partisaneneinheit befreit Gefangene. Dabei kommt sein Bruder Julius um, Dubček wird schwer verwundet.
Nach dem Krieg heiratet Alexander Dubček und zeugt drei Söhne. Seine stalinistische Welt gerät ins Wanken, als er 1955 bis 1958 in der Parteihochschule des Zentralkomitees der KPdSU in Moskau studiert. In dieser Zeit beginnt die Entstalinisierung. Dubček wird zum Reformer. Seine große Stunde kommt im Januar 1968, als ihn die Opposition innerhalb der tschechoslowakischen KP zum neuen Parteichef wählt. Der so genannte Prager Frühling beginnt: Unter Dubček verabschiedet das Zentralkomitee ein Aktionsprogramm, das unter anderem die Gewährung von Bürgerrechten wie Meinungs-, Versammlungs- und Koalitionsfreiheit vorsieht. Dubček will einen "Sozialismus mit menschlichem Antlitz". Partei, Staat und Wirtschaft sollen demokratisiert und damit ein "Dritter Weg" zwischen Kapitalismus und Kommunismus beschritten werden.
Sowjetische Panzer beenden den Prager Frühling
Die Reformbestrebungen in Prag gefährden aber nach Einschätzung von Leonid Breschnew, dem Generalsekretär der KPdSU, das Machtgefüge im Ostblock. Auch SED-Generalsekretär Walter Ulbricht fürchtet sich vor Nachahmern in der DDR. In der Nacht zum 21. August 1968 besetzen Einheiten aus fünf Warschauer-Pakt-Staaten die Tschechoslowakei. Die Truppen stammen aus den Bruderländern UdSSR, Bulgarien, Polen, Ungarn und der DDR. 50 Tschechoslowaken werden bei der Niederschlagung getötet. Die Prager Führung wird verhaftet und nach Moskau gebracht. Dubček muss eine Kapitulationsurkunde unterschreiben und in einer Fernsehansprache seinem Reformwerk abschwören. Dann wird er als amtierender Parteichef zurück nach Prag geschickt, kurz darauf jedoch aller Ämter enthoben. Er wird 1970 auch aus der Partei ausgeschlossen und arbeitet schließlich als einfacher Angestellter der Forstverwaltung in Bratislava.
In der Öffentlichkeit tritt Dubček erst wieder bei der so genannten Samtenen Revolution auf: Im November 1989 steht er in Prag wieder auf dem Podium - neben Václav Havel, der neuen Ikone des Aufbruchs. "Es kommt glaube ich sehr selten vor, dass ein Mensch, der bei der Geburt einer großen Bewegung dabei ist, 20 Jahre später wieder in die selbe Politik zurückkehrt", sagt Dubček. Doch es ist nicht die selbe Politik. Die Bevölkerung will keinen demokratischen Sozialismus, sondern einen westlichen Kapitalismus. Dubček wird zwar noch Parlamentspräsident, doch seine Zeit ist vorbei. Die Aufspaltung des Landes in Tschechien und Slowakei erlebt er nicht mehr. Alexander Dubček stirbt am 7. November 1992 an den Folgen eines Autounfalls.
Stand: 27.11.06