Stichtag

13. März 1951 - Errichtung des Auswärtigen Amtes beschlossen

Bis zum Frühjahr 1951 ist es der jungen Bundesrepublik verboten, einen Außenminister zu haben. Die Befugnisse der ersten Bundesregierung sind noch durch das Besatzungsstatut eingeschränkt, das die Alliierten Hohen Kommissare knapp zwei Jahre zuvor an Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) übergeben haben. Darin haben sich die Besatzungsmächte Frankreich, Großbritannien und die USA unter anderem die Zuständigkeit für die Außenpolitik vorbehalten. Anfang März 1951 lockern die Westmächte die Bestimmungen und erlauben der Bundesrepublik, ein eigenes Außenministerium zu errichten und diplomatische Beziehungen zu anderen Staaten aufzunehmen.

Am 13. März 1951 beschließt die Bundesregierung, das Auswärtige Amt wieder in Betrieb zu nehmen. Kein Staatsakt, keine große Feier. Das neue AA, wie das Auswärtige Amt kurz genannt wird, hat seinen Sitz nicht mehr in Berlin, sondern nun in Bonn. Der Bundeskanzler teilt mit, er habe sich entschlossen, "selbst den Posten des Außenministers zu übernehmen."

Braune Vergangenheit

Die Einstellungspraxis im Auswärtigen Amt gerät schnell in die Kritik. Zwei Drittel des neuen Führungspersonals waren Mitglied in der NSDAP gewesen. Doch Adenauer stellt sich schützend vor seine Diplomaten und appelliert im Oktober 1952 an die Bundestagsabgeordneten: "Ich meine, wir sollten mit der Nazi-Riecherei jetzt mal Schluss machen." Er erklärt, "dass das Auswärtige Amt nicht einfach die Restaurierung des alten AA sein soll." Man könne aber beim Aufbau "eines solch wichtigen Ministeriums nicht von vorneherein auf die Mitarbeit erfahrener Leute verzichten." Zu diesen erfahrenen Mitarbeitern gehört bald auch Hans Gawlik, der während der NS-Zeit Staatsanwalt in Breslau war. Nach dem Krieg wird er Leiter der "Zentralen Rechtsschutzstelle" (ZRS) im Auswärtigen Amt. Aufgabe der ZRS ist es, inhaftierte NS-Verbrecher im Ausland zu betreuen, wie der Historiker Bernhard Brunner in seinem Buch "Der Frankreich-Komplex" schreibt. Laut Brunner warnen Gawlik und seine Mitarbeiter systematisch Nazis, die im Ausland verurteilt worden sind, sich aber noch auf freiem Fuß befinden, vor den Abwesenheitsurteilen. Dazu gehören auch Massenmörder wie die SS-Männer Alois Brunner und Klaus Barbie. Die Stuttgarter Zeitung titelt: "Kundendienst für flüchtige NS-Verbrecher. Herr Brunner, reisen Sie nicht nach Frankreich".

Kein Ehrennachruf für einstige NSDAP-Mitglieder

Seinen Namen hat das Auswärtige Amt von jemandem erhalten, der ähnlich wie Adenauer dachte: Reichskanzler Otto von Bismarck hatte das Amt 1870 geschaffen. Er wollte kein eigenständiges Ministerium, sondern lediglich ein Amt, um klar zu machen, dass Außenpolitik Chefsache, also Kanzlerangelegenheit sei. Da sich der Name etabliert hatte und im Ausland anerkannt war, wurde er nicht geändert. Das Amt selbst ist mit den Jahren größer und moderner geworden. Zu jeder Tageszeit beobachten Mitarbeiter die Weltlage. Das Auswärtige Amt hat über 200 Botschaften und Konsulate in aller Welt. Über 7.000 Mitarbeiter sind dort beschäftigt. Die braune Vergangenheit sorgt allerdings immer noch für Streit: Außenminister Joschka Fischer (Grüne) wird 2005 aus dem eigenen Haus öffentlich attackiert, weil er zwei Jahre zuvor in einem Erlass verfügt hatte, dass verstorbene Diplomaten, die einst NSDAP-Mitglieder waren, keinen ehrenden Nachruf mehr in der Mitarbeiterzeitung des Amtes bekommen.

Stand: 13.03.2006

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