Jay C. Hormel aus Austin, Minnesota, könnte glücklich sein. Mit seinem Frühstücksfleisch in Dosen macht der Wurstfabrikant in den 1930er-Jahren mehr als gute Umsätze. Aber die Geschäfte könnten noch besser laufen. Von der Macht der Werbung überzeugt, lobt Hormel deshalb auf seiner Silvesterparty 1936 einhundert Dollar für einen einprägsamen Namen aus. Schnell ist der Name gefunden. Kenneth Daigneau darf das Preisgeld einstecken. Sein Vorschlag ist das aus "Spiced Ham" ("gewürzter Schinken") zusammengesetzte Kunstwort Spam.Fortan erobert die rosafarbene Fleischmasse, gepresst in 340 Gramm schwere Klumpen, als Spam den amerikanischen Kontinent. Im Zweiten Weltkrieg beliefert Hormel mit seinem konservierten Dosenfleisch die Alliierten. "Ohne Spam hätten wir unsere Armee gar nicht ernähren können", wird Stalins Nachfolger Nikita Chruschtschow später behaupten. Am Stück gebraten, in Streifen im Salat, in Scheiben auf Brot, mit Eiern und Käse wird Spam in der Folge vor allem in Großbritannien und den USA verzehrt.
1970 setzt die britische Komikertruppe "Monty Python" dem kompakten, fetten Dosenfleisch in einem absurden Sketch ein Denkmal. In einem Restaurant wird ein Gast mit einer Speisekarte konfrontiert, auf der sich nur Spam-Gerichte befinden. Auf seine Feststellung, kein Spam zu mögen, erscheint ein Chor grölender Wikinger, die ihn mit ihrem Lied "Spam, Spam, Spam, Spam, Spam, Spam, lovely Spam, wonderful Spam " in den Wahnsinn treiben.Der bis zum Irrsinn zugespamte Gast in "Monty Python's Flying Circus" liefert die Steilvorlage für jene Kritiker von Werbemails, die 1993 nach einem neuen Namen für die unerwünschte Reklameflut in ihren digitalen Postfächern suchen. Die Teilnehmer einer Online-Diskussionsgruppe erinnern sich an den Sketch und geben dem Kind einen Namen: Spam. Spam indes verkauft sich nach wie vor ohne Spam: 2006 wandern weltweit mehr als sechs Milliarden Dosen Frühstücksfleisch über die Ladentheke.
Stand: 31.12.06