Zwei Unfälle sind es, die den am 21. September 1866 in Bromley (Kent) geborenen Herbert George Wells zu einem der erfolgreichsten Schriftsteller des britischen Empire machen. Als achtjähriger Junge bricht er sich bei einem Sturz den Fuß. Dieses Ereignis wird Wells später "eines der glücklichsten Ereignisse meines Lebens" nennen. Der Sohn aus kleinbürgerlichen Verhältnissen beginnt zu lesen und eröffnet sich so die weite Welt: "Ich bin heute lebendig und schreibe diese Autobiografie statt ein ausgebrannter, entlassener und fast toter Ladenlehrling zu sein."Fast tot ist Wells nach einem Fußballspiel - der zweite Unfall seines Lebens. Ein Ball trifft ihn hart und zerreißt ihm die Niere, die Ärzte geben ihm zwölf Jahre lang keine Überlebenschance. Wells nutzt die Zeit, um über seine eigene und die Zukunft der Menschheit nachzudenken. Ergebnis ist der Roman "Der Krieg der Welten" (1898), der von einer Invasion zerstörerischer Marsianer berichtet. Deren Plan, das menschliche Leben gänzlich zu vernichten und die Erde in Besitz zu nehmen, wird nicht durch Waffengewalt, sondern durch Bakterien vereitelt. Letztlich geht es Wells, der nach eigenen Angaben mit 14 Jahren noch extrem rassistisch dachte, auch darum, seinen Landsleuten die verheerenden Auswirkungen des Kolonialismus aufzuzeigen.
"Frieden als gesunder Menschenverstand"
"Der Krieg der Welten" wird zweimal verfilmt, zuletzt 2005 von Steven Spielberg. Eine Hörspielversion von Orson Welles löst 1938 in New York eine Massenpanik aus. Auch ein zweiter Zukunftsroman des Schriftstellers schreibt Mediengeschichte: "Die Zeitmaschine" (1895), über eine Erfindung, die einen Wissenschaftler ins Jahr 802701 katapultiert, wo er auf zwei Arten von Wesen trifft: Unter der Erde hausen die monströsen Morlocks, die die friedlichen Eloi versklaven und fressen. Ohne die Morlocks könnten die Eloi in paradiesischem Frieden leben."Frieden als gesunder Menschenverstand" ist auch das Motto einer Rede des Schriftstellers im Berliner Reichstag. Was seine Umsetzung angeht, bleibt Wells allerdings skeptisch. Panzer rollen zuerst durch seine Bücher, in gewisser Weise sagt er sogar den Atomkrieg voraus - auch wenn bei ihm die Bombe nicht 1945 auf Hiroshima, sondern 1953 auf Berlin niedergeht. Wells stirbt 1946 in London.
Stand: 21.09.06