Für CDU-Präsidiumsmitglied Heiner Geißler ist die Sache klar. "Wenn mehr Frauen in der Politik vorhanden sind, dann wird die Politik auch besser. Sie wird menschlicher, ziviler, bürgernaher, friedlicher". Und auch die Bundesvorsitzende der Frauen-Union, Rita Süßmuth, appelliert 1996 auf dem Parteitag in Hannover an das Gewissen ihrer vorwiegend männlichen Zuhörerschaft. "Warum haben Sie eine solche Angst vor einem Drittel Frauen, wenn Sie immer noch zwei Drittel zur freien Auswahl haben?" Die Rede ist von dem Versuch, in der CDU eine "Frauenquorum" genannte Frauenquote durchzusetzen, wie sie bei anderen Parteien längst üblich ist. 30 Prozent Frauen in politischen Führungspositionen sind anvisiert.Die Formulierung des Antrags indes bleibt vorsichtig. "Frauen sollen an Parteiämtern in der CDU mindestens zu einem Drittel beteiligt sein". Das Frauenquorum ist also eine Kann- und keine Muss-Option. Trotzdem verstehen viele Männer das anders - ebenso wie einige der wenigen Frauen, die es schon geschafft haben, in der Partei Karriere zu machen. "Da ist ein qualifizierter Mann, der kann das Amt nicht übernehmen, weil da eine Frau ist", sagt etwa Ingrid Roitzsch vom CDU-Landesvorstand in Schleswig-Holstein: "das finde ich entsetzlich.
Zweimal steht das Frauenquorum zur Abstimmung, und jedes Mal steht das Ergebnis auf des Messers Schneide. Auf dem Parteitag 1995 in Karlsruhe wird es abgelehnt - und das, obwohl sich Bundeskanzler Helmut Kohl vehement für die Quote ausgesprochen hatte. Nur fünf Stimmen fehlen. Am 21. Oktober 1996 stimmen die Delegierten, zunächst befristet auf fünf Jahre, endlich zu. 2001 wird der Gleichberechtigungsleitsatz unbefristet festgeschrieben.Heute stellt ausgerechnet die CDU mit Angela Merkel Deutschlands erste Bundeskanzlerin. Trotzdem liegt der Frauenanteil in der CDU-Bundestagsfraktion derzeit immer noch bei nur 19 Prozent.
Stand: 21.10.06