Heinrich Stephan aus Stolp in Hinterpommern ist ein hochbegabter Junge: Er macht das Abitur vorzeitig und als Klassenbester, spielt Geige und Klavier besser als sein Lehrer, spricht Englisch, Französisch und Spanisch. Studieren darf er dennoch nicht, schließlich ist sein Vater nur Schneider. Also macht Heinrich in seinem Heimatort, wo er am 7. Januar 1831 geboren wurde, eine Lehre bei der Post. Schnell wechselt er zur Oberpostdirektion nach Danzig, dann nach Köln, wird schließlich hoher Beamter im Generalpostamt von Berlin.1866 führt Preußen Krieg mit Österreich. Die Schlacht von Königgrätz macht Preußen zum führenden deutschen Staat. Stephan kämpft nicht mit. Aber er besetzt während des Krieges die Zentrale des Postunternehmens "Thurn und Taxis" in Frankfurt. "Es ist das postalische Königgrätz, das hier geschlagen wird, und ich bin der Feldherr", sagt er. Tatsächlich wird die Post nach dem Krieg im Norddeutschen Bund vereinheitlicht und staatlich - und Stephan ihr Chef. Nach einem weiteren Krieg - dem deutsch-französischen von 1870 - ist Stephan Generalpostmeister des Kaiserreiches.
Der preußische Beamte wird zum wichtigsten Postmanager der Welt. Schon im Krieg erfindet er die Postkarte. Danach baut er einen flächendeckenden Postdienst auf, der Briefe in jeden Winkel des Reiches bringt. 1874 setzt er die Gründung des Weltpostvereins durch: Tarife und Gewichtsgrenzen werden in 22 Staaten vereinheitlicht. Stephan richtet Schiffspostlinien in die Kolonien ein, er verbindet die wichtigsten deutschen Städte mit Telegrafenleitungen und richtet in mehreren Großstädten Rohrpostnetze ein. Außerdem sorgt er dafür, dass die Post das Monopol für das neu erfundene Telefon erhält. 1877 gibt er das Motto aus: "Jedem Bürger sein Telefon."
Der Kaiser verleiht seinem Postminister 1885 den Adelstitel. Heinrich von Stephan erliegt am 8. April 1897, nur 66 Jahre alt, seiner Diabetes-Erkrankung. Er hinterlässt das weltgrößte Postunternehmen seiner Zeit.
Stand: 07.01.06