Als 1938 eine amerikanische Filmzeitschrift zur Wahl des Königs von Hollywood aufruft, stimmt eine überwältigende Mehrheit für Clark Gable. Sein freches Grinsen, sein spöttischer Blick unter hochgezogenen Augenbrauen und sein raubeiniger Charme lassen viele Frauen in den Kinosesseln dahinschmelzen. Auch manche Männer mögen ihn: Ein richtiger Mann, der zupacken und draufhauen kann. Gable verkörpert den amerikanischen Traum: Der Aufsteiger, der es aus eigener Kraft nach oben geschafft hat und der bei aller lässigen Eleganz nie seine Herkunft aus den Hinterhöfen verleugnet.William Clark Gable wird am 1. Februar 1901 in Ohio geboren. Seine Mutter stirbt, als er sechs Monate alt ist. Sein Vater ist Farmer und Öl-Arbeiter. Clark fliegt von der Highschool und brennt von Zuhause durch. Als er 1924 in Hollywood auftaucht, machen sich die Produzenten über ihn lustig: zu groß, schlechte Zähne, riesige Segelohren. Gable passt nicht in die Stummfilmzeit. Als sich zu Beginn der 30er Jahre der Tonfilm durchsetzt, kommt seine Chance: Gable verfügt über eine markante Stimme. So bekommt der 30-Jährige einen Vertrag bei Metro-Goldwyn-Mayer (MGM). 1931 wird sein Jahr: Zwölf Filme dreht der Newcomer, in denen er vor allem als Halunke auf der Leinwand erscheint. In nur vier Jahren steigt Clark Gable zum Sexsymbol auf - nachdem man ihm noch ein Gebiss und ein Oberlippen-Bärtchen verpasst hat.
Für die Rolle des schnodderigen Reporters Peter Warne in der Komödie "Es geschah in einer Nacht" erhält er 1934 seinen einzigen Oscar. Am meisten verbunden wird Gable mit der Figur Rhett Butler aus "Vom Winde verweht". Er mag die Rolle zwar nicht, braucht aber Geld, um seine zweite Ehefrau abfinden und seine Kollegin Carole Lombard heiraten zu können. Drei Jahre führen die beiden eine Muster-Ehe: Statt auf Partys vergnügen sie sich beim Fischen und Campen. Dann stirbt Carole 1942 bei einem Flugzeugabsturz. Gable meldet sich freiwillig zur US-Luftwaffe und fliegt Bomber-Einsätze über Deutschland. Nach Kriegsende gerät sein Leben aus den Fugen: zu viel Alkohol, zu viele Affären, eine vierte Ehe, die nur ein paar Monate hält. Dennoch bleibt er im Geschäft: In "Mogambo" spielt er einen Plantagenbesitzer, der sich in die junge Grace Kelly verliebt. Als seine fünfte Frau 1960 sein erstes Kind erwartet, ist der 59-Jährige außer sich vor Freude. Er will sich auf seine Ranch zurückziehen. Sein letzter Film soll "Nicht gesellschaftsfähig" werden. Gable, diesmal an der Seite von Marilyn Monroe, spielt einen alternden Cowboy, der sich in der modernen Welt nicht mehr zurecht findet. Zwei Wochen nach Drehschluss stirbt Clark Gable am 16. November 1960 an einem Herzinfarkt. Sein Sohn wird erst nach seinem Tod geboren.
Stand: 01.02.06