Die Lokomotive hat die Größe eines modernen Sitzrasenmähers, zieht drei Waggons und erreicht auf dem drei Kilometer langen Rundkurs eine Geschwindigkeit von zwölf Stundenkilometern. Das Gefährt, das am 31. Mai 1879 auf der Berliner Gewerbe- und Industrieausstellung präsentiert wird, ist trotz der bescheidenen Daten eine Sensation. Denn es ist die erste Elektrolokomotive der Welt, genauer die erste funktionierende E-Lok. In vier Monaten zieht die Drei-PS-Maschine, von Werner Siemens und seinem Ingenieur Johann Georg Halske konstruiert, 90.000 Fahrgäste über die Schmalspurbahn.
Schon vorher gab es Versuche, die Elektrizität im Bahnverkehr zu nutzen. Doch die Gefährte funktionierten nicht, oder ihre Zugkraft war unzureichend. Die erste reguläre elektrische Bahn verkehrt ab 1881 in Berlin, allerdings mit einer gefährlichen Technik: Nicht eine Oberleitung, sondern eine der Schienen führt den Strom zur Lokomotive, die andere Schiene führt ihn zurück. Es gibt tödliche Unfälle, und eiserne Pferdhufe und Radreifen sorgen immer wieder für Betriebsstörungen.
Erst mit der Erfindung der Oberleitung startet die Elektrolok ihren Siegeszug gegen die Dampflokomotive. Die entsprechende Ausstattung der Bahnstrecken dauert in Deutschland aber noch hundert Jahre. Bis heute ist es nicht möglich, mit einer einzigen Elektrolok durch Europa zu reisen - wegen der unterschiedlichen Stromstärken und -spannungen.
Stand: 31.05.04