Als Temüdschin neun Jahre alt ist, ermorden feindliche Tartaren seinen Vater Yisügei, einen Herrscher der Mongolen von Stamm der Bordschigid, der "Wildenten-Leute". Die Mongolen sind in viele Clans zerfallen, niemand kommt dem Stamm zur Hilfe. Nur mit Mühe kann seine Mutter Temüdschin und dessen vier jüngere Geschwister ernähren. Als der Erstgeborene die Familienführung übernimmt, zieht er weitreichende politische Konsequenzen aus seiner bitteren Kindheit: Er baut unter den Mongolen einen Zusammenhalt auf, der nicht mehr auf Verwandtschaft beruht. Er schart Gefolgsleute um sich, die nur ihm persönlich verpflichtet sind. Mit ihnen geht er auf erfolgreiche Kriegszüge. Die Beute gehört allein dem Anführer, der sie nach Gutdünken, aber auch nach Leistung verteilt.
Temüdschins Truppe kontrolliert bald alle mongolischen Stämme. Auf einer Reichsversammlung im Jahre 1206 erkennen sie seine Vorherrschaft an und geben ihm den Titel Dschingis Khan. Aber die Einigungskämpfe haben die zentralasiatischen Stämme auch verarmen lassen. Dschingis Khans Erfolg hängt deshalb an der Expansion. Er stellt ein Heer von 95 Tausendschaften auf und unterwirft die benachbarten Völker. Zugleich baut der Khan so etwas auf wie ein Staatswesen unter den Nomadenvölkern: Er betraut Fachleute mit der Verwaltung, führt die uigurische Schrift für die mongolische, bisher schriftlose, Sprache ein. Die mongolische Reiterei verstärkt er mit den Fußtruppen der Besiegten und deren Kriegsspezialisten, die auch befestigte Städte zu erobern lehren. 1217 hat er nach sieben Jahren Krieg das chinesische Reich der Jin besiegt, nur ein Jahr später das Reich der Charism im Westen, im Iran. In den besiegten Gebieten setzt er seine Gefolgsleute als Stadthalter ein, lässt aber die einheimische Verwaltung intakt. Denn der eigentliche Erfolg der Mongolen beruht nicht auf Krieg, sondern auf Handel zwischen den riesigen, nun befriedeten asiatischen Ländern.1225 kehrt Dschingis Khan in seine Heimat zurück. Hier stirbt er 1227, vermutlich durch einen Sturz vom Pferd. Der Ort seines Grabes wird unkenntlich gemacht: einer Legende zufolge wurden sogar 1.000 Pferde über die Grabstätte getrieben. So sollte die Totenruhe für alle Zeiten gesichert werden. Seine Nachfolger setzen die Expansion fort. Dreißig Jahre nach dem Tod Dschingis Khans reicht das mongolische Imperium vom Pazifik bis fast zur Ostsee.
Stand: 23.12.06