Die Bewunderer von Duckburg (Entenhausen) sind ratlos. Keiner weiß, wer den Kosmos rund um Pechvogel Donald Duck, seine Neffen Tick, Trick und Track und den steinreichen Onkel Dagobert erfunden hat. Fest steht nur, dass es der unverwechselbare Stil eines einzigen Zeichners ist, den Fans in Ermangelung eines Namens bewundernd "the good artist" - "den guten Künstler" - nennen. Aber Walt Disney gibt das Geheimnis lange Zeit nicht preis. Erst in den siebziger Jahren finden hartnäckige Fans heraus, dass es sich beim guten Künstler um Carl Barks handelt, einen ehemaligen Laufburschen, Ledergerber, Holzfäller und Druckereigehilfen aus dem US-Bundesstaat Oregon. Zu dieser Zeit ist Barks schon längst in Rente.Barks wird am 27. März 1901 auf einer Farm in Merrill geboren. Schon früh entdeckt er sein Zeichentalent und kritzelt erste Figuren an Scheunenwände. Aber erst 1931 veröffentlicht der Autodidakt nach zahlreichen Gelegenheitsjobs regelmäßig im Satiremagazin "Calgary Eye Opener" in Minneapolis. Vier Jahre später erhält er einen Job als Zwischenphasenzeichner und Story-Entwickler in Walt Disneys Trickfilmstudios. Hier macht er aus Donald Duck, der ein Jahr zuvor in "The Wise Little Hen " einen ersten Auftritt hatte, mit seinem Gespür für das richtige Timing und eine perfekte Dramaturgie einen Weltstar. Er erfindet Scooge McDuck (Onkel Dagobert), Gyro Gearloose (Daniel Düsentrieb) und die Beagle Boys (Panzerknacker) - und schafft so ein Paralleluniversum, das bunt und differenziert genug ist, um der realen Welt einen Zerrspiegel vorzuhalten. Zwar verlässt der eigenwillige Barks 1942 die Disney-Studios, aber beim Western Verlag zeichnet er in Lizenz seine Donald-Duck-Geschichten weiter. Insgesamt entstehen 500 Comicgeschichten mit rund 6.300 Seiten. Viele üben heftige Kritik an Umweltzerstörung und der US-Politik etwa im Vietnamkrieg. Einige Strips werden vor der Veröffentlichung zensiert.
Später versucht sich Barks als Geflügelfarmer und freier Künstler. Zu dieser Zeit haben sich längst andere Zeichner der Welt der Ducks angenommen. 1971 erhält er eine Sondergenehmigung, die es ihm gestattet, die Figuren seines Entenhausener Kosmos auf Gemälden festzuhalten. Aus den Ducks wird Comic-Kunst. In den nächsten Jahren entstehen rund 150 Ölbilder, die Barks von Sammlern aus den Händen gerissen werden und bei Auktionen sechsstellige Dollarbeträge erzielen. Mit 90 weitet Barks sein Kunsthandwerk auf Porzellanfiguren seiner Stars aus. Der Erbauer Entenhausens stirbt im August 2000 an Leukämie in einem Krankenhaus in Grants Pass, Oregon.Stand: 27.03.06