Im Kinoklassiker "Lawrence von Arabien" von 1962 verstehen sich Fürst Faisal Ibn Hussein und der britische Offizier Thomas Edward Lawrence auf Anhieb: Beim Empfang im Beduinenzelt zitiert Lawrence akzentfrei aus dem Koran. Der dritte Sohn des Sharifen Hussein von Mekka, gespielt von Sir Alec Guinness, ist beeindruckt. Ob allerdings der echte, historische Lawrence tatsächlich mit Faisal befreundet war, ist ungewiss. Im Film will der von Peter O'Toole dargestellte Lawrence den Arabern gegen die seit Jahrhunderten übermächtigen Türken zu Ruhm und Ehre verhelfen. Der historische Lawrence hingegen verfolgt während des Ersten Weltkrieges knallhart britische Interessen: "Wir schickten sie zu Tausenden ins Feuer. Damit das Öl, der Reis und das Korn Mesopotamiens unser werden. Einziger Zweck war es, unsere Feinde zu schlagen, darunter auch die Türkei."
Im Ersten Weltkrieg kämpft das Osmanische Reich an der Seite der Deutschen gegen die Entente aus Großbritannien, Frankreich und Russland. Daher kommt den Briten der arabische Unabhängigkeitskampf gelegen. Sie gehen ein Bündnis mit den Arabern ein und versprechen ihnen für ihre Unterstützung einen souveränen arabischen Staat. Nach Kriegsende darf Faisal tatsächlich in Damaskus einziehen und König von Syrien werden - doch nur für ein paar Wochen. Denn bereits 1916 haben sich London und Paris im Sykes-Picot-Abkommen geeinigt: Der französische Diplomat Charles Francois Georges Picot und sein britische Kollege Sir Mark Sykes haben das Gebiet unter den beiden Ländern aufgeteilt. Syrien gehört demnach den Franzosen, die Faisal nun vom Thron jagen. Die Briten haben sich in dem Abkommen die ehemaligen osmanischen Provinzen Mossul, Bagdad und Basra gesichert. Daraus entsteht der Irak als britisches Mandatsgebiet. Aber London stößt auf Schwierigkeiten: Die Bewohner des Zweistromlandes vergelten den britischen Verrat mit einer blutigen Revolte.
Um die Situation im Irak zu befrieden, hat Winston Churchill 1921 als Chef des englischen Kolonialbüros eine Idee: "Wir brauchen in Bagdad einen Herrscher, der von den arabischen Beduinen geschätzt wird." Der im italienischen Exil ausharrende Ex-König von Syrien wird reaktiviert und am 23. August 1921 im neu geschaffenen Königreich Irak als Faisal I. proklamiert. Doch als König von Großbritanniens Gnaden hat er einen schweren Stand: Im Süden hat der Sunnit keinen Rückhalt bei der schiitischen Bevölkerung und im Norden stehen ihm die Kurden ablehnend gegenüber - Gegensätze, die auch seine Nachfolger nicht aufheben können. Faisal I. stirbt 1933 nach einer Herzattacke. Die stets schwache irakische Monarchie hält sich bis zu einem Militärputsch 1958. Ein junger Offizier erschießt Faisal II., den Enkel des ersten Königs. Ein Jahr später ziehen sich die Briten ganz aus dem Irak zurück.
Stand: 23.08.06