Die Engländer stützen seit 1925 seinen Thron und der iranische Schah Reza Pahlevi dankt es ihnen mit einem entschiedenen Westkurs. 1934 besucht er die Türkei und lässt sich von Kemal Atatürk dessen Politik rigoroser Europäisierung erklären. Atatürk hat islamische Kleidung in der Öffentlichkeit verboten. Auch der Schah sieht in westlicher Kleidung ein Symbol der Modernisierung und im Islam deren Gegner. Demonstrativ lässt er seine Töchter die erste iranische Universität in Pariser Mode betreten. Studentinnen und Lehrerinnen ermutigt er, das Kopftuch abzulegen. Am 29. Mai 1936 verkündet er schließlich ein Verbot des traditionellen Stück Stoffs. Auch religiöse Prozessionen zu Festen werden untersagt.Für viele Frauen und Männer im schiitisch geprägten Land ist die Politik des Diktators ein Angriff auf ihre innersten Werte. Manche trauen sich jahrelang nicht auf die Straße, weil sie so entblößt nicht von Männern gesehen werden oder so freizügig gekleidete Frauen nicht anschauen wollen. 1941 muss der Schah abdanken. Die Engländer zwingen ihn wegen seiner zu engen Freundschaft mit Hitler-Deutschland zum Thron-Verzicht. Sogleich kommt es zu Demonstrationen gegen die vom Schah eingeführte Verwestlichung. Viele Frauen legen das Kopftuch demonstrativ wieder an. Das Verbot verschwindet in der Versenkung, aber der neue Herrscher, der Sohn des Schahs, setzt die westliche Modernisierungspolitik fort. Nach dem Krieg spaltet sich das Land zunehmend in eine europäisch orientierte Oberschicht und die breite Masse der armen Leute. Die orientieren sich um so stärker an der Religion, als sich die Politik des neuen Reza Pahlevi von ihren Nöten entfernt.
1979 fegt die islamische Revolution das Regime des Schahs fort. Der neue starke Mann, Ayatollah Khomeini, zwingt die Frauen in den Tschador, ein dunkles Gewand, das nur das Gesicht frei lässt. Diese radikale islamische Kleidung prägt den revolutionären Islam. In den Jahren vorsichtiger Reformen wird sie jedoch gelockert. Was bis heute bleibt, ist ein Kopftuch-Gebot in der Öffentlichkeit. Viele Iranerinnen machen es heute allerdings gerade umgekehrt wie in den Jahren nach 1936: Kaum sind sie zu Hause, legen sie das umstrittene Stück Stoff ab.
Stand: 29.05.06