Stichtag

28. Februar 2007 - Vor fünf Jahren: Der letzte Tag der D-Mark

Hupend fahren die Autos im Korso durch die Straßen. An den Ausgabestellen treten sich die Menschen auf die Füße. Scheiben gehen zu Bruch, jemand verliert seine Schuhe, ein anderer droht einem Drängler Prügel an. "Halleluja, halleluja, halleluja D-Mark" schallt es durch die Hallen. Stolz und glücklich halten ehemalige DDR-Bürger 1990 ihr erstes Westgeld, das als Garant stabiler Märkte gilt, in ihren Händen. Die neuen Scheine, so denken viele, werden den Aufschwung bringen. Tatsächlich markiert die Einführung der D-Mark im Osten eher das Ende der bisherigen Industrie- und Wirtschaftsstruktur. Die Vision "blühender Landschaften" wird nicht eingelöst.

Der Mythos der D-Mark als Wirtschaftswunderwaffe kam in den Nachkriegsjahren auf. 1948 ist die alte Reichsmark nach dem verlorenen Weltkrieg nichts mehr wert. Die Geschäfte sind leer, eine Zigarette kostet auf dem Schwarzmarkt 60 Reichsmark. Dann kommt per Schiff in Bremerhaven die frisch gedruckte neue Währung an. Kaum hat jeder Bürger in den Zonen der Westalliierten 40 D-Mark als Startkapital erhalten, füllen sich wie von Geisterhand die Läden. Natürlich lag die Ware bereits vor der Währungsreform auf Lager. Aber die Legende will, dass erst die Kaufkraft der stabilen D-Mark die Regale wieder füllte.

Den "Schatz unseres Landes nach innen und nach außen" wird Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) die D-Mark nennen. Später wird er betonen, dass "die Vision einer politischen europäischen Union auch auf das engste verknüpft mit einer europäischen Währungsunion" sei. Mit der aber kommt das Ende der Mark und der Anfang des Euro. 200.000 Tonnen D-Mark werden im Verhältnis eins zu 1,95583 eingetauscht. Am 28. Februar 2002 wird die D-Mark endgültig vom Euro als einzigem Zahlungsmittel abgelöst.

Stand: 28.02.07