Stichtag

08. Oktober 1792: Wilhelm Mülhens erhält die Formel für "4711"

Bei seiner Hochzeit in der Kölner Glockengasse erhält der 30-jährige Kaufmann Wilhelm Mülhens von einem Mönch ein sorgsam zusammengerolltes Stück Pergament. Mülhens hat den gläubigen Mann vor den Truppen Napoleons versteckt: Das Geschenk zur Vermählung am 8. Oktober 1792 ist der Dank dafür. In der kleinen Rolle befindet sich die Rezeptur für ein Weltimperium des Dufts.

Mülhens braut das erfrischend riechende Wasser, in dem sich unter anderem Zitronen- und Bergamotteöl, Lavendel, Rosmarin und Neroliöl befinden, nach. Sofort erkennt er, dass sich damit Geld verdienen ließe. In der Kölner Glockengasse errichtet er eine Manufaktur, um es zu produzieren. Zunächst wird das Mittel als "Aqua mirabilis" - als Wunderwasser gegen Krankheit aller Art - verkauft. Was später als Parfüm zu Weltruhm gelangt, wird als Medizin, mit Wein vermischt, getrunken. Schon damals ist das belebende "Kölnisch Wasser" legendär: Selbst Napoleon ordert 60 Flaschen Eau de Cologne für seine Hausapotheke. Der französische Feldherr ist es auch, der unbewusst als Namensgeber fungiert. Durch seinen Beschluss, die Kölner Häuser durchzunummerieren, erhält Mühlens' Manufaktur in der Glockengasse die Nummer 4711.

1810 fordert Napoleon die Offenlegung aller Arzneirezepturen. Wilhelm Mülhens umgeht den Aufruf, indem er sein Wunderwasser von nun an als Parfüm offeriert - und sichert damit Generationen seiner Familie den Lebensunterhalt. 1915 wird die Zahl 4711 als Marke ins Reichspatentbuch eingetragen. Seifen, Badesalze und Körperpuder entstehen. Die Mülhens beliefern den russischen Zarenhof ebenso wie den Schah von Persien. Mit "Tosca" öffnen sie ihre Geruchswelt 1921 den synthetischen Düften, mit "Sir Irish Moos" erobern sie 1935 auch die Männer.Dadurch aber, dass die treuen Kunden mit "4711 Echt Kölnisch Wasser" zusammen altern, gilt das Produkt der Jugend bald schon als anrüchig. Durch Werbeträger wie Gabriela Sabatini oder Elvis-Gattin Priscilla Presley sucht man sie zurückzugewinnen. 1994 wird das Familienunternehmen 4711 an Wella verkauft, neun Jahre später an den amerikanischen Konzern Procter & Gamble. Heute gehen rund 70 Prozent von "4711 Echt Kölnisch Wasser" ins Ausland, vornehmlich nach Japan.

Stand: 08.10.07