Als sich der junge George Gershwin vor einem Schulfest drückt, hat er sein Erweckungserlebnis. Aus der Aula seiner Schule dringt die Musik Antonín Dvoráks nach draußen. Gespielt wird sie von Max Rosen, der später ein berühmter Geiger werden soll.
Die Musik berührt den Raufbold Gershwin auf eigentümliche Weise. In strömendem Regen marschiert er zu Rosens Wohnung und gibt sich als Bewunderer zu erkennen. Rosen öffnet ihm das Tor zur Welt der Töne: "Wenn wir zusammen Hockey spielten, redeten wir pausenlos nur über Musik."
Gershwin wird 1898 als zweites von vier Kindern russisch-jüdischer Einwanderer im New Yorker Stadtteil Brooklyn unter dem Namen Jacob Gershovitz geboren. Sein Vater versucht sich in diversen Jobs; über 25 Mal muss die Familie die Wohnung wechseln. Gershwins Zuhause aber ist ohnehin die Straße: Erstes Ansehen gewinnt er in seiner Bande als Kleinganove und Rollschuhvirtuose.
Nach seiner Begegnung mit Rosen lernt Gershwin Klavier. Sein Lehrer Charles Hambitzer erkennt sein Genie und bringt ihm die Klassik nahe. Aber Gershwin will zum Jazz und zum lukrativen Musikgeschäft. Er wird Pianist in der New Yorker Tin Pan Alley, in der zahlreiche Musikverlage sitzen. Erste Versuche, hier eigene Kompositionen in den Musikmarkt einzuschleusen, scheitern zunächst. Mit 17 aber bringt er seinen Song "Swanee" unter, der sich auf Platte zwei Millionen Mal verkauft.
"Swanee" bringt die Wende. Engagements in Revuen, Musicals und Auftragsarbeiten für Songs bringen das erhoffte große Geld. Mit seiner "Rhapsodie in Blue" gewinnt Gershwin einen Wettbewerb, der die Frage nach der ur-amerikanischen Musik klären soll. Von nun an bestimmen seine anspruchsvollen, trotzdem auf Effekt bedachten Klänge als "symphonischer Jazz" den Takt der Zeit. Musicalerfolge wie "Lady be good" oder "Porgy and Bess" machen ihn auch international berühmt.
Mit seinen Melodien spaltet Gershwin die Musikwelt. Ist das nun leichte U-Musik oder doch großartige E-Musik, die der Komponist auf seine Notenblätter zaubert? Markus Wilhelm Kropp hat die Frage auf seine Art gelöst. "Also ich nenn´ so etwas Ü-Musik", sagt der Musiker, der seit seinem dreizehnten Lebensjahr Gershwin spielt. "Weil das ganz klar dazwischen steht". George Gershwin stirbt am 9. Juli 1937 an einem Hirntumor.
Stand: 11.07.07