Wenn ein US-Amerikaner ein Erlebnis, einen Ort oder eine Stimmung als einmalig und erstklassig herausheben will, dann spricht er von "something ritzy". Die Redewendung "wie im Ritz" erinnert an den Luxus und die Eleganz eines Hotels in Paris: "das Ritz". Das Haus mit der Nummer 15 am "Place Vendôme" wird 1896 vom Hotelier Cäsar Ritz gekauft und umgebaut. Der Schweizer legt Wert auf Ausstattung und Atmosphäre: "Ich erinnere mich, dass ich einmal einen ganzen Nachmittag lang im halbfertigen Restaurant sitzen musste, weil Cäsar an mir den Lichtton ausstudieren wollte, welcher den Damen und ihren Abendtoiletten am meisten schmeicheln würde", erinnert sich später seine Frau Marie-Louise. "Wir einigten uns auf ein Aprikosen-Gelb." Wichtig sind Ritz auch eine herausragende Küche und ein gepflegter Service. Ebenso die Hygiene: Er lässt - für die damalige Zeit noch ungewöhnlich - für jedes Zimmer ein eigenes Bad einrichten. Im Juli 1898 wird das Hotel eröffnet.
Cäsar Ritz wird am 23. Februar 1850 in Niederwald im Schweizer Kanton Wallis als 13. Kind einer Bergbauernfamilie geboren. Sein Vater bringt ihn nach der Schulzeit im Gasthof "Couronne et Poste" in Brig als Lehrling unter. Doch Cäsar wird bald entlassen: "Aus dir wird nie ein rechter Hotelier", schimpft der Patron. Mit 17 Jahren geht Ritz 1867 nach Paris. Als Kellner in den gehobenen Restaurants lernt er, Prominente zu bedienen. Er avanciert rasch zum Star der Pariser In-Lokale. Prinz Edward, der britische Thronfolger, bittet ihn allabendlich: "Mein lieber Cäsar, Sie wissen besser, was mir schmeckt als ich selbst. Stellen Sie mir ein Menü zusammen, das mir Freude macht." In den folgenden 30 Jahren macht Ritz Karriere in den bekanntesten Grand-Hotels seiner Zeit, unter anderem in Wien, Luzern, Monte Carlo, San Remo, Baden-Baden, Frankfurt am Main, Rom, London und Cannes. Schließlich eröffnet er in Paris sein erstes eigenes Hotel. Der spätere König Edward VII. kreiert für Ritz die Anrede: "Hotelier der Könige und König der Hoteliers".
Mit 52 Jahren erleidet Ritz 1902 mehrere Zusammenbrüche. Diagnostiziert wird eine depressive Neurose. Seine Frau Marie-Louise, die er in Monte Carlo kennengelernt hatte, übernimmt seine Aufgaben. Als sich ein Jahr später sein Zustand verbessert, besucht Ritz ein letztes Mal seine Heimatgemeinde im Goms, einem Hochtal unterhalb des Aletschgletschers. Er will Niederwald zu einer modernen Siedlung mit Wasserversorgung und Abwassersystem machen. In seiner krankheitsbedingten Euphorie plant er auch ein Hotel. Der Rückfall lässt nicht lange auf sich warten. Nach einer 16-jährigen Leidenszeit stirbt Cäsar Ritz am 20. Oktober 1918 (nach anderen Quellen am 23. oder 24. Oktober) in einer Klinik in Küssnacht am Rigi in der Innerschweiz.
Stand: 20.10.08