Stichtag

24. Januar 2008 - Vor 120 Jahren: Ernst Heinkel in Grunbach geboren

Ingenieur sein und Pilot: Beides gilt als wichtigste Voraussetzung für einen Pionier der Luftfahrt. Ernst Heinkel scheitert an beidem und wird doch Flugzeugbauer. Sein Studium haben ihm die Eltern aus Grunbach in Württemberg, wo Heinkel am 24. Januar 1888 geboren wird, ermöglicht, obwohl sie nur kleine Handwerker sind. Heinkel bricht seine Ingenieurslaufbahn jedoch ab, um 1922 eine eigene Firma zu gründen: die "Ernst Heinkel Flugzeugwerke Warnemünde" bei Rostock. Pilot will er nicht mehr sein, seit er 1911 mit einem selbst gebauten Flugzeug bei Stuttgart abstürzte und sich einen doppelten Schädelbruch zuzog.

Heinkels Firma tritt unter keinen guten Bedingungen an, denn Deutschland ist nach dem Ersten Weltkrieg der Bau von Flugzeugen weitgehend untersagt. Heinkel helfen unter anderem Aufträge des japanischen Militärs. Als Hitler 1933 an die Macht kommt, erkennt der Flugzeugkonstrukteur seine Chance. Er tritt in die NSDAP ein und beteiligt sich am zunächst noch geheimen Aufrüstungsprogramm. Heinkel profitiert von den neuen Machthabern: 1937 wird er zum "Wehrwirtschaftsführer" ernannt. Kurz vor Beginn des Krieges sichert er sich die Metallwerke in Jenbach (Tirol), die ihren Besitzern zwangsenteignet wurden, weil sie Juden waren. Zusammen mit Willy Messerschmidt erhält Heinkel den von Hitler gestifteten "Deutschen Nationalpreis für Kunst und Wissenschaft".

Dabei fördert Heinkel weder Kunst noch Wissenschaft, sondern Technik: 1938 testet er in Zusammenarbeit mit Wernher von Braun das erste Raketen-Flugzeug, ein Jahr später das erste von Düsen angetriebene Flugzeug. Außerdem wird in seiner Fabrik der Schleudersitz erfunden. Das große Geschäft aber macht er mit dem Militär: Heinkels Flugzeugtyp HE 111, ursprünglich ein schnelles Passagierflugzeug, wird im Zweiten Weltkrieg zum Standardbomber der Reichswehr. Heinkel ist sich seiner politischen Rolle bewusst: 1941 erscheint sein Buch "Meine Flugzeuge im Großdeutschen Freiheitskampf".

1945 liegen die Heinkel-Werke in Trümmern. Sie werden enteignet und teilweise demontiert. Heinkel selbst wird kurzzeitig verhaftet. Die Alliierten stufen ihn zunächst als "Mitläufer" der Nazis, später jedoch als "entlastet" an. In die Flugzeugbranche kehrt Heinkel nicht mehr zurück. 1955 gründet er in Karlsruhe ein neues Werk - für Motorroller. Drei Jahre später stirbt Ernst Heinkel.

Stand: 24.01.08