Stichtag

11. Oktober 2008 - Vor 5 Jahren: Fredy Knie senior stirbt in der Nähe von Zürich

Laut Statistik geht jeder sechste Schweizer einmal im Jahr in den Zirkus - aber nicht in irgendeinen, sondern in den Schweizer Nationalzirkus der Gebrüder Knie. Dieser ist vor allem durch die Pferdedressuren von Fredy Knie senior weltbekannt geworden. Knie zwingt seine Hengste nicht mehr wie früher üblich mit Peitschenhieben zum Gehorsam. Sondern er setzt mehr auf partnerschaftliches Verhältnis zwischen Mensch und Tier. Mit der Peitsche schlägt er nicht, sondern gibt nur Kommandos: "Viel streicheln mit der Peitsche, dass er keine Angst hat. Jedes Pferd möchte es gut machen, was der Meister von ihm verlangt, aber wir dürfen es nicht stören und wir dürfen nicht grob sein."

Fredy Knie repräsentiert die fünfte Generation der Zirkusdynastie. Er wird am 29. Mai 1920 in Genf geboren. Bereits mit vier Jahren gibt er als Akrobat sein Début in der Manege. Drei Jahre später tritt er auf Ponys auf. Zum neunten Geburtstag schenkt ihm sein Vater Friedrich ein Pferd. Kurz darauf brilliert Fredy als jüngster Zirkusreiter der Welt. Mit 15 präsentiert er seine erste sogenannte Freiheitsdressur, bei der die Pferde eine Shownummer ohne Reiter vorführen. Statt auf Strafe setzt er von Anfang an auf das Prinzip Belohnung. "Wir geben jetzt immer Vitaminwürfel, früher habe ich immer Rüben gegeben", erinnert sich Knie. "Wenn er etwas gut gemacht hat, soll man das Pferd immer belohnen. Er hat viel mehr Freude an der Partnerschaft und setzt sich noch viel stärker ein."

Als 1941 sein Vater stirbt, muss Fredy Knie zusammen mit seinem Bruder Rolf mitten im Zweiten Weltkrieg die Zirkusleitung übernehmen. "Wir waren beide sehr jung, mein Bruder war nicht einmal 20 und das war schon eine harte Zeit", sagt Fredy Knie später. Über 50 Jahre lang ist er maßgeblich beteiligt am Erfolg des Schweizer Nationalzirkus. Fast unscheinbar steht der zurückhaltende Direktor allabendlich während des Einlasses rechts vor dem Eingang. Legendär sind seine öffentlichen Proben, die er auch kommentiert: "Wichtig ist immer, was man verlangt vom Pferd, dass man ihm das verständlich macht, dass er alles versteht, was wir von ihm überhaupt wollen." In den 80er Jahren zieht sich Fredy Knie allmählich aus dem aktiven Zirkusleben zurück. Nach einem Hirnschlag 1998 ist er linksseitig gelähmt und kann nicht mehr auf Tournee gehen. Er stirbt am 11. Oktober 2003 im Alter von 83 Jahren in einem Spital in der Region Zürich. Sein Lebenswerk wird von seinem Sohn Fredy Knie junior fortgesetzt.

Stand: 11.10.08