Noch ein halbes Jahr zuvor hat Gustav Scholz einen Meisterschaftskampf in Paris verloren: gegen Charles Humez und unter, wie viele sagen, parteiischen Kampfrichtern. Am 4. Oktober 1958 stehen beide Gegner wieder im Ring, nun aber in Scholz' Heimatstadt Berlin. Und Bubi Scholz, wie er allgemein genannt wird, gewinnt den Kampf. Vor 25.000 Zuschauern in der Waldbühne gibt Humez schließlich auf, weil er keine Chance hat. Scholz ist Europameister im Mittelgewicht - und auf dem Höhepunkt seiner Karriere.
Bubi Scholz ist der Sohn eines Schmieds, 1930 im Arbeiterviertel Prenzlauer Berg geboren. Er boxt sich hoch: Von seinen 96 Profikämpfen gewinnt er 46 durch K.O. und verliert nur ganze zwei. Einer davon ist 1962 sein einziger Kampf um die Weltmeisterschaft gegen Harold Johnson (USA). Er zeigt Scholz seine Grenzen auf. Der deutscher Star der Wirtschaftswunderzeit macht zwar noch bis 1965 weiter, aber seine große Zeit liegt hinter ihm.
Mit dem Karriereende kommt der Absturz: Scholz wird Alkoholiker und erschießt 1984 im Vollrausch seine Frau Helga in der gemeinsamen Villa in Grunewald. Er wird dafür zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, wegen fahrlässiger Tötung - ein Urteil, das manche als Skandal empfinden. 1993 heiratet Scholz noch einmal: die 28 Jahre jüngere Sabine Arndt. Doch in den folgenden Jahren erleidet er mehrere Schlaganfälle und erkrankt an Alzheimer. Als sein Leben 1998 verfilmt wird, kann er die Premiere nicht mehr besuchen. Gustav Scholz stirbt am 21. August 2000.
Stand: 04.10.08