Stichtag

15. September 2008 - Vor 30 Jahren: Willy Messerschmitt stirbt in München

"Ich war etwa zehn Jahre alt, als ich die Erfolge der Luftschiffe des Grafen Zeppelin verfolgt habe", erzählt Flugzeugkonstrukteur Willy Messerschmitt. "Das hat mich seinerzeit so für die Luftfahrt begeistert, dass ich angefangen habe, Modelle von Flugzeugen zu bauen." Im Hinterzimmer der väterlichen Weinhandlung in Bamberg bastelt er an Entwürfen, später baut er dort die ersten richtigen Segelgleiter. Kurz nach seinem Ingenieur-Studium gründet Messerschmitt 1923 seine erste Firma. Sein Markenzeichen ist der Leichtbau: große Tragfähigkeit bei kleinem Gewicht, kleinem Luftwiderstand und einfacher Konstruktion. Dieses Prinzip ist aus der Not geboren: Der Versailler Vertrag verbietet den Deutschen nach dem Ersten Weltkrieg zunächst die motorisierte Luftfahrt. Messerschmitts Maschinen sind erfolgreich: erste Alpenüberquerung mit einem Leichtflugzeug, Europa-Rundflug, Geschwindigkeitsrekorde, Sieger bei Kunstflugwettbewerben. Die viersitzige "Me 108" wird zum Vorbild aller modernen Sportflugzeuge.

Im "Dritten Reich" steigt Messerschmitt zu einem der größten deutschen Unternehmer auf, als die Nazis den Vertrag von Versailles aufkündigen. Auf Grundlage der zivilen "Me 108" entwickelt Messerschmitt die "Me 109". Den ersten Einsatz hat sie im Spanischen Bürgerkrieg. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges werden 34.000 Exemplare produziert. Das Flugzeug wird der Standardjäger von Hermann Görings Luftwaffe und Messerschmitt zum Vorzeige-Industriellen der Nazis. Er pflegt seine Kontakte zu Adolf Hitler und dessen Stellvertreter Rudolf Hess. Dieser lobt ihn: "Sie, Parteigenosse Professor Willy Messerschmitt, Sie sind der Konstrukteur der besten Jagdflugzeuge und Zerstörer der Welt." Kurz vor Kriegsende geht ein Flugzeug in die Serienproduktion, das die verlorene Lufthoheit der Deutschen zurückerobern soll - der erste Düsenjäger der Welt, die "Me 262". 1.000 Stück werden noch ausgeliefert. Die Umstände, unter denen diese zum Schutz vor Alliierten Bomberangriffen unter Tage gebaut werden, sind bestialisch. In stickigen Tunneln müssen Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge die Flugzeuge zusammenschrauben.

Bei der Entnazifizierung nach dem Krieg kommt Messerschmitt glimpflich davon. Er wird als Mitläufer eingestuft, darf aber zunächst keine Flugzeuge bauen. Messerschmitt, der am 26. Juni 1898 in Frankfurt am Main geboren wurde, verlegt sich auf die Herstellung von Fertighäusern, Nähmaschinen und die Produktion eines kleines Autos, dem Messerschmitt-Kabinen-Roller, genannt: Schneewittchensarg. Dann arbeitet er als Flugzeugkonstrukteur in Spanien, das zu dieser Zeit von Diktator Franco regiert wird, und später in Ägypten. Mitte der 50er Jahre kehrt Messerschmitt zurück nach Westdeutschland und darf den amerikanischen Jäger "Starfighter " in Lizenz bauen. Selbst entwickelt er zwar einen Senkrechtstarter, der Überschall fliegt. Doch dieser gelangt nie zur Serienreife. Am 15. September 1978 stirbt Willy Messerschmitt im Alter von 80 Jahren in München.

Stand: 15.09.08