Am 16. Januar 1979 erleben die Iraner einen historischen Moment: Der letzte Schah von Persien, Mohammed Reza Pahlewi, verlässt das Land per Flugzeug. In der Hauptstadt Teheran wird sein Sturz mit einem Hupkonzert gefeiert. Monatelanger Protest liegt hinter der Bevölkerung.
Der "Schahinschah" ("König der Könige"), wie er sich nennt, hat den Iran jahrzehntelang als Tyrann regiert. Nur im Ausland gilt der Freund der Amerikaner als modern und zuverlässig. Die Islamische Revolution hat gesiegt: Am 1. Februar 1979 kehrt Ayatollah Khomeini aus dem Exil zurück und übernimmt die Macht. Viele erhoffen sich von dem schiitischen Religionsgelehrten eine bessere Zukunft und mehr Wohlstand. Denn vom Reichtum des Landes ist in der Bevölkerung nicht viel angekommen. Doch es kommt anders.
Bereits am 8. März 1979 findet in Teheran wieder eine Demonstration statt: Mehr als 10.000 Iranerinnen tragen westliche Kleidung und keine Kopfbedeckung. Sie versammeln sich auf dem Gelände der Universität und skandieren: "Wir haben gegen eine Diktatur gekämpft, wir wollen keine andere" und "Kein Tschador". Sie lehnen die Kleidervorschriften ab, die Khomeini den Frauen aufzwingen will.
Am Tag zuvor hat er öffentlich die "nackten Frauen" in Büros und Regierungsämtern kritisiert. Im iranischen Fernsehen tragen die Ansagerinnen neuerdings Kopftuch und lange Ärmel. "Wir sind bei dieser Demonstration von allen Seiten beschimpft und zum Teil geschlagen worden", erinnert sich Parvaneh Hamidi, die als 17-Jährige am Protestmarsch teilgenommen hat. Der Tschador, der dunkle Umhang iranischer Frauen, ist zum Symbol gegen westliche Werte geworden. Schon der Schah hatte den Schleier politisch instrumentalisiert und den Frauen verboten, ihn zu tragen - im Namen des Fortschritts.
Auch heute noch besteht im Iran Kopftuch-Pflicht. Damit haben sich viele Frauen arrangiert. Doch es geht nicht nur um dieses Stück Stoff: "Unsere Probleme sind viel komplizierter und umfassender", sagt die Journalistin Schachla Scherkat. Es gibt beispielsweise viele Ungerechtigkeiten in der Gesetzgebung. Nach dem iranischen Scheidungsrecht können Frauen sich von ihren Männern nur trennen, wenn diese impotent sind oder die Frau finanziell nicht unterhalten können.
Das Sorgerecht für die Kinder wird selten den Müttern zugestanden. Das Erbrecht bevorzugt die Brüder der Frauen. Dennoch hat die Islamische Republik, die am 1. April 1979 per Volksentscheid gegründet wurde, die Position der Frau in einigen Bereichen gestärkt. So hat sich die Zahl der Akademikerinnen deutlich erhöht. Waren unter dem Schah 15 Prozent der Studierenden weiblich, so sind es heute 60 Prozent. Dieser Bildungserfolg hat auch eine Schattenseite: Akademikerinnen haben Probleme einen adäquaten Partner zu finden.
Stand: 08.03.09