Stichtag

13. März 2009 - Vor 170 Jahren: Christian Friedrich Schönbein entdeckt das Ozon

Am Boden für den Menschen in hoher Konzentration schädlich, in der Stratosphäre als UV-Strahlen-Filter überlebenswichtig: das sind die zwei konträren Eigenschaften des Ozons. Seine Entdeckung verdankt die Wissenschaft einem außergewöhnlichen Physiker und Chemiker, der als Autodidakt ohne Abitur und Examina zum Begründer der Atmosphärenchemie aufsteigt. In 30 Jahren Grundlagenforschung versucht Christian Friedrich Schönbein, den Geheimnissen des aus drei Sauerstoffatomen bestehenden Gases auf die Schliche zu kommen. Bereits vor 170 Jahren vermutet er, "dass dieser (Stoff) im Haushalt der belebten wie unbelebten Natur…unseres Planeten eine große und jetzt noch ungeahnte Rolle spielt". Doch erst mit der Entdeckung des Ozonlochs über der Antarktis im Jahr 1985 wird deutlich, wie treffend Schönbeins Einschätzung wirklich war.

Der 1799 im schwäbischen Metzingen geborene Sohn eines Färbers und einer Bauernmagd fällt bereits in der Volksschule als wissenschaftliches Naturtalent auf. Während seiner Lehre in einer chemischen Fabrik bringt sich Schönbein autodidaktisch die Grundkenntnisse der englischen, französischen und lateinischen Sprache bei und avanciert mit 21 Jahren zum Direktor eines Chemiewerks in Erlangen. Der Philosoph Friedrich Wilhelm Joseph Schelling sorgt für Schönbeins Einführung in Professorenkreise und erteilt ihm Privatunterricht, woraus eine lebenslange freundschaftliche Beziehung entsteht. Es folgen Einladungen zu Studienaufenthalten in London und Paris, bis Schönbein 1828 überraschend ein Lehrangebot der Baseler Universität erhält. Nur zwei Jahre später verleiht man ihm dort den Doktortitel der Chemie, ohne eine schriftliche Arbeit zu verlangen. 1835 schließlich wird Schönbein, inzwischen in Besitz des Baseler Bürgerrechts, als ordentlicher Professor für Physik und Chemie berufen.

Die Entdeckung des Ozons verdankt Christian Friedrich Schönbein seinem eigenen Bericht zufolge einem Zufall. Bei der Zerlegung von Wasser durch elektrischen Strom in die Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff tritt ein charakteristischer, stechender Geruch auf, den andere Forscher zuvor schon wahrgenommen, aber als bedeutungslos vernachlässigt haben. Schönbein jedoch geht dem Phänomen auf den Grund und folgert am 13. März 1839 anlässlich einer Sitzung der Naturforschenden Gesellschaft Basel: "Der Geruch muss seine Ursache in einem Gas haben, das dem Wasser entweicht." Nach "ózon", dem griechischen Wort für "das Riechende" tauft er dieses Gas "Ozon". In den folgenden Jahren bemüht sich Schönbein, allerdings mit wenig Erfolg, die Zusammensetzung des Ozons aufzuklären und gewerbliche Anwendungsmöglichkeiten zu entwickeln. Zu Lebzeiten weitaus berühmter als durch die Entdeckung des Ozons wird er als Erfinder der Schießbaumwolle, auf deren Grundlage unter anderem die erste Kunstfaser, das Zelluloid und das Dynamit entwickelt werden. Im Alter von 68 Jahren infiziert sich Christian Friedrich Schönbein bei Experimenten mit Milzbrand-Bakterien und stirbt am 29. August 1868 in Baden-Baden.

Stand: 13.03.09