Stichtag

20. Februar 2009 - Vor 100 Jahren: Heinz Erhardt wird geboren

"Ich heiße a) Heinz Erhardt und b) Sie alle herzlich willkommen." So begrüßt der beleibte Komiker mit der schwarzen Brille und dem schelmischen Lachen in den fünfziger und sechziger Jahren sein Publikum. Eigentlich wäre der Sohn eines Kapellmeisters gerne Pianist geworden. Stattdessen wird er zum beliebtesten Komiker der Wirtschaftswunderzeit.Erhardt wird am 20. Februar 1909 im lettischen Riga geboren. Erzogen wird er vom Großvater, der ihn als Lehrling in seinem Musikalienhandel einstellt. 1938 geht Erhardt zum Kabarett der Komiker nach Berlin. Im 2. Weltkrieg als Soldat der Marine eingezogen, tingelt der kurzsichtige Nichtschwimmer mit einem eigenen Kabarettprogramm als Truppenbetreuer durch die Lande. Hier entwickelt Erhardt seinen harmlosen, aber hintergründig-verdrehten Wortwitz, der ihn nach dem Krieg für lange Zeit zum Publikumsliebling werden lässt. Von Erhardts Langspielplatte "Was bin ich wieder für ein Schelm" (1972) etwa verkaufen sich über 200.000 Exemplare.

Klassiker wie "Die Made" entstehen, die heute zum festen Bestandteil deutscher komischer Lyrik gehören ("Hinter eines Baumes Rinde / Wohnt die Made mit dem Kinde. / Sie ist Witwe, denn der Gatte, / den sie hatte, fiel vom Blatte"). Auch wenn Erhardt später immer wieder bedauern wird, nicht so gut wie Erich Kästner oder Christian Morgenstern dichten zu können, wären die komischen Lyriker der nachfolgenden Generation, allen voran Robert Gernhardt, ohne ihn kaum denkbar gewesen.

Ende der fünfziger Jahre nutzt Erhardt seine Popularität, um im deutschen Film Fuß zu fassen. Hier ist er in der Rolle des vertrottelt-zerstreuten Helden in eher seichten Komödien wie "Immer die Radfahrer" (1958) oder "Natürlich die Autofahrer" (1959) zu sehen. In "Drillinge an Bord" (1959) spielt er eine Dreifachrolle; unvergessen ist das rüde endende romantische Duett mit Trude Herr, bei dem er der verliebt dreischauenden Sängerin am Klavier zunächst die einzelnen Rosen aus einer Blumenvase - und am Ende die Vase selbst - an den Kopf wirft.1971 erleidet Erhardt einen Schlaganfall, der sein Sprachzentrum zerstört. Danach zieht er sich völlig ins Privatleben zurück. Er stirbt 1979 in Hamburg.

Stand: 20.02.09