Stichtag

09. August 2004 - Vor 185 Jahren: Narkose-Erfinder William Thomas Green Morton geboren

Zahnschmerz oder Behandlung - manch einer weiß heute noch nicht, was schlimmer ist. So ergeht es auch einem Musiker, der am Abend des 30. September 1846 bei William Thomas Green Morton anklopft. Der junge Zahnmediziner experimentiert mit Substanzen, die Patienten schmerzunempfindlich machen. Den ängstlichen Musikus lässt er Schwefeläther einatmen - und entfernt dann mit schneller Hand den kranken Zahn.Zwei Wochen später wiederholt Morton die erfolgreiche Narkose vor großem Publikum. Für den 68-jährigen Star-Chirurgen John Collins Warren betäubt er einen Mann, dessen kleiner Tumor am Hals entfernt werden soll. Viele Ärzte und Studenten verfolgen skeptisch das Spektakel in einem Hörsaal des Massachussetts General Hospital in Boston. Doch die sonst üblichen Schmerzensschreie des Patienten bleiben aus, und Warren beendet die kleine Operation nach fünf Minuten. "Gentlemen, dies ist kein Humbug", ruft der sichtlich beeindruckte Chirurg.

Die Erfindung der Narkose durch den erst 27-jährigen Zahnarzt Morton revolutioniert die Medizin und erlaubt Operationen, an die bisher nicht zu denken war. Wie ein Lauffeuer verbreitet sich der "Yankee-Trick", mit dem das Schmerzensgeschrei aus Operationssälen und Zahnarztpraxen weitgehend verbannt wird. Dem am 9. August 1819 geborenen Morton bringt seine Erfindung jedoch wenig Glück. Sein ehemaliger Lehrer Charles Jackson reklamiert die Entdeckung der Äthernarkose für sich und verstrickt den Zahnarzt in jahrelange Streitigkeiten. Der Mann, der so viel für die Minderung menschlichen Leids getan hat, stirbt mit 48 Jahren, verarmt und ausgebrannt, an einer Gehirnblutung.


Stand: 09.08.04