Stichtag

13. Februar 2009 - Vor 15 Jahren: Tod von Synchronsprecher Edgar Ott

Großartig sei es gewesen, so einen Vater zu haben, schwärmt Konstanze Ott. Wann immer die heute 35-Jährige als Teenager Besuch bekommt, muss erst mal der Papa ran und zur Begeisterung aller ein herzhaftes "Töröö!" schmettern.

Schließlich hat Edgar Ott nicht irgendeinen langweiligen Beruf wie andere Väter, sondern genießt als Synchronsprecher bei Kindern Kultstatus: Er ist die Stimme von Benjamin Blümchen, dem herzensguten Zeichentrick-Elefanten mit der roten Mütze. Beinahe jedes Kind zwischen drei und zwölf kennt den knuddeligen Dickhäuter, der seit seiner Geburt 1977 mit der tiefen, Vertrauen erweckenden Stimme von Edgar Ott spricht, beziehungsweise trötet. "Auch dieses 'Töröö' ist auf seinem Mist gewachsen", erinnert sich Jutta Überall, die als Produktionsleiterin der Ufa Synchron beinahe 40 Jahre lang mit Ott zusammengearbeitet hat.

Stimmlich ist der 1929 in Berlin geborene Schauspieler auf Schwergewichte geradezu abonniert. Seinen ersten großen Synchron-Erfolg landet Edgar Ott 1967 mit der deutschen Fassung des Walt-Disney-Klassikers "Das Dschungelbuch". Als tollpatschiger Bär Balu empfiehlt er dem kleinen Mogli seine Lebensweisheit "Probier's mal mit Gemütlichkeit" und landet damit sogar einen Schallplatten-Hit. In den deutschen Synchronstudios reißt man sich von da an um den in der Öffentlichkeit beinahe unbekannten Schauspieler des Berliner Schiller-Theaters. Am häufigsten kommt Ott als deutsche Stimme von Telly Savalas alias Theo Kojak, dem Lolly lutschenden New Yorker Inspektor, zum Einsatz. Aber auch Leinwandstars wie Gene Hackman, Lino Ventura, Lloyd Bridges oder Philippe Noiret  leiht Edgar Ott für die deutschen Kinogänger sein sonores Organ.

Als die ersten Asterix-Abenteuer verfilmt werden, ist der Spezialist für übergewichtige Fantasiefiguren erneut gefragt. Nach dem Riesenerfolg mit Bär Balu leiht Ott dem verfressenen Gallier Obelix mit kindlicher Begeisterung seine Stimme. Sein Alter Ego Benjamin Blümchen lässt derweil die Kassen klingeln. Bis 1994 werden die Ton- und Videokassetten des von Elfie Donnelly erfundenen Elefanten 94 Mal mit Gold und Platin ausgezeichnet. Umso größer ist beim Berliner Benjamin-Verleger Karl Blatz das Entsetzen, als das elefantöse Blümchen nach der 80. Folge seine charakteristische Stimme verliert. Während eines Spaziergangs mit seinem Hund erleidet Edgar Ott einen Herzinfarkt. Am 13. Februar 1994 stirbt er im Alter von nur 64 Jahren und findet auf der Insel Sylt seine letzte Ruhe. Benjamin Blümchen darf sich dagegen weiter bester Gesundheit erfreuen und spricht seit Otts Tod mit der Stimme von Jürgen Kluckert.

Stand: 13.02.09