"Vom Winde verweht", "Der Zauberer von Oz" und Musicals der Filmfirma "Metro-Goldwyn-Mayer" (MGM): Ende der 1930er Jahre zeigt Hollywood eine heile Welt. Dabei herrscht in den USA die "Große Depression", die schwere Wirtschaftskrise, die 1929 mit dem "Schwarzen Donnerstag" an der New Yorker Börse begonnen hatte. Erst am 24. Januar 1940 kommt ein Film in die Kinos, der das wirkliche Leben zeigt: Ausbeutung, Hunger, Verzweiflung. "Früchte des Zorns" ist die Verfilmung des gleichnamigen, sozialkritischen Romans von John Steinbeck, dem schonungslosen Chronisten des American Way of Life. "Ich habe 'Früchte des Zorns' aus Ärger geschrieben", so Steinbeck. "Die Reichen wurden reicher und die Armen ärmer."
Die Geschichte von "Früchte des Zorns": Die Farmerfamilie Joad aus Oklahoma wird während der Weltwirtschaftskrise von ihrem gepachteten Land vertrieben, weil der Landbesitzer wiederum seine Hypotheken nicht mehr bezahlen kann. Die Joads werden zu Flüchtlingen im eigenen Land. Sie ziehen als Wanderarbeiter nach Kalifornien, in der Hoffnung, dort neu beginnen zu können. Dabei erleben sie Arbeiterlager, Elend und Gewalt. Die Familie Joad bricht auseinander. Ähnliche Schicksale treffen Hunderttausende aus dem mittleren Westen: Staubstürme und Trockenheit haben die Ernten und damit die Lebensgrundlagen der Farmer vernichtet. In Kalifornien geht es ihnen jedoch nicht viel besser, auch dort herrscht die "Große Depression".
Steinbeck verkauft die Filmrechte an seinem Roman für 100.000 Dollar - damals eine enorme Summe. Seine einzige Bedingung: Nichts soll geschönt werden. Regisseur John Ford hält Wort. Der Film zeigt eine ausgebeutete Arbeiterklasse im Würgegriff profitgieriger Kapitalisten. Ford dreht in dokumentarischem Schwarz-Weiß, an Originalschauplätzen und mit Schauspielern ohne Make-up. Er arbeitet mit vielen Großaufnahmen: "Ich wollte die Leidensgeschichte der Farmer ganz still erzählen und sie in den Gesichtern und den Augen der Darsteller widerspiegeln." Die Hauptrolle des Tagelöhners Tom Joad spielt Henry Fonda. Steinbeck schreibt später, Fonda habe so überzeugend gespielt, dass er seine eigenen Worte geglaubt habe. "Früchte des Zorns" ist aber mehr als nur eine gelungene Literaturverfilmung. Das Werk sorgt für eine Kehrtwende in Hollywood. Die Traumfabrik entdeckt ihr soziales Gewissen. Doch die wahren "Früchte des Zorns" sind Hoffnung, Lebensmut - und der unbeugsame Wille nicht aufzugeben. 1941 bekommt der Film zwei Oscars, einer geht an Regisseur Ford.
Stand: 24.01.10