Ludwig von Beethoven ist so etwas wie der junge Wilde der Wiener Klassik. Nicht von ungefähr wird Igor Strawinsky eine Variation seiner Klaviersonate opus 111 als "Boogie-Woogie-Variation" bezeichnen. "Es gibt keinen Komponisten dieser Zeit, der rhythmisch so experimentiert hat", betont auch der Kölner Beethovenspezialist Hartmut Hein. Und Simon Rattle, Chefdirigent der Berliner Philharmoniker, hält Beethovens Kompositionen gar für "die wildeste Musik, die je geschrieben wurde".
Kein zweiter Mozart
Wann Ludwig van Beethoven geboren wird, ist unbekannt. Am 17. Dezember 1770 jedenfalls wird er in der Remigiuskirche in Bonn getauft. Der ehrgeizige Vater erkennt sein musikalisches Talent und versucht, ihn zu einem Wunderkind im Stile Mozarts zu machen – ein Vorhaben, das nicht zuletzt an der introvertierten Art des Sohnes scheitert. Trotzdem spielt Beethoven mit acht Jahren bereits konzertreif Klavier, später vervollständigen Geige und Bratsche sein Instrumentenrepertoire.
Mit 14 Jahren tritt Beethoven eine Stelle als Hoforganist an. Als die Mutter stirbt und der alkoholkranke Vater 1789 vom Dienst suspendiert wird, muss er als Bratschist der Hofkapelle Bonn die Familie ernähren.
Wütend auf Napoleon
1792 geht Beethoven nach Wien. Kurz nach seiner Ankunft entsteht sein erstes Klavierkonzert, das noch nicht die Komplexität jener Werke hat, die die Stilrichtung der so genannten Wiener Klassik prägen, in seiner Verspieltheit aber schon typisch ist. 1803 komponiert Beethoven seine mächtige dritte Sinfonie "Eroica", deren Widmung an Napoleon er nach dessen Kaiserkrönung voller Wut zerreißt. Zur Zeit ihrer Uraufführung 1805 im Theater an der Wien ist er als freier Komponist etabliert und auf dem Musikmarkt sehr gefragt.
Im 44. Lebensjahr muss Beethoven wegen seiner Schwerhörigkeit aufhören zu konzertieren. "Mit einem feurigen Temperamente geboren, empfänglich für Zerstreuungen der Gesellschaft, musste ich mich früh absondern, einsam mein Leben zubringen", wird er später in seinem Heiligenstädter Testament notieren. "Wollte ich auch zuweilen mich einmal über alles das hinwegsetzen, o wie hart wurde ich durch die verdoppelte traurige Erfahrung meines schlechten Gehörs zurückgestoßen."
Titan und Genießer
Die Nachwelt erhebt Beethoven zum schicksalsgebeutelten Titanen der Tonkunst – so, wie er auch auf zahlreichen Gemälden überliefert ist. Zeitzeugen und Briefe hingen zeigen ihn als Menschen, der auch mitten im Leben beheimatet ist: als humorvollen Genießer, als schlampigen und widerborstigen Mieter, als bisweilen ruppigen, aber auch warmherzigen Freund.
Ludwig van Beethoven stirbt 1827 in Wien. Er hinterlässt eine Oper und ein Violinkonzert, neun Sinfonien und fünf Klavierkonzerte, zahlreiche kammermusikalische Werke und ein Oratorium.
Stand: 16.12.10