"Nach Tagen und Nächten im Flugzeug wirkte er frisch und strahlend", schreibt Consuelo, die Ehefrau von Antoine de Saint-Exupéry. Und tatsächlich ist es das Fliegen, vor allem über unerforschten Gebieten, das dem schreibenden französischen Piloten das Gefühl absoluter Freiheit gibt.
Antoine de Saint-Exupéry scheint seinem Leben davon zu fliegen, ein Zuhause zu suchen. Er führt ein unstetes Leben, reist um die Welt, lässt sich nächtelang in den Pariser Salons feiern, hat neben seiner Frau zahlreiche Geliebte. "Ich bin nichts mehr. Ich bin allein, allein, allein. Wo ist mein Platz in diesem Universum, wo mein Zuhause?" schreibt er kurz vor seinem Tod an die Geliebte Nelly de Vogüe.
Vom Fliegen besessen
Am 29. Juni 1900 wird Antoine de Saint-Exupéry in Lyon geboren. Sein Vater stirbt, als er vier Jahre als ist. Als Zwölf-Jähriger fliegt er bei der Eröffnung eines Flugplatzes in einem Doppeldecker mit - und die Begeisterung für das Fliegen wird ihn ein Leben lang nicht mehr loslassen. Er arbeitet als Testpilot, Postflieger, Luftaufklärer, und er verdichtet seine Erlebnisse als Pilot zu Romanen. In dem Buch "Südkurier" (1928) erzählt er von der Zeit, als er einen Flugplatz in der Westsahara leitet. In "Nachtflug" (1931) davon, wie er in Argentinien die ersten Nachtflüge organisiert. Beim Publikum kommt die einfach strukturierte Prosa gut an, einige Schriftstellerkollegen mögen ihn weniger, zu sehr ist er Gefühlsmensch, zu wenig kritischer Analyst. Saint-Exupéry beschwört in seinen Erfahrungsberichten Tugenden wie Männerkameradschaft, unbedingtes Verantwortungsgefühl und Pflichterfüllung.
Platz Drei der ewigen Welt-Bestseller-Liste
Nach dem Blitzsieg der Deutschen lebt er im Exil in den USA und vollendet dort sein weltberühmtes Märchen "Der kleine Prinz" (1943). Die Botschaft von Freundschaft und Menschlichkeit rückt später bis auf Platz Drei der ewigen Welt-Besteller-Liste vor: hinter der Bibel und dem "Kapital" von Karl Marx. 1943 aber kehrt Saint-Exupéry, obwohl zu alt und dickleibig für Kriegseinsätze, als Flieger nach Frankreich zurück. Er bettelt regelrecht, im Kampf gegen die Nationalsozialisten helfen zu dürfen. "Was bin ich, wenn ich nicht teilhabe? … Sollte ich abgeschossen werden, verschwinde ich ohne Bedauern." Tatsächlich stürzt Saint-Exupéry am 31. Juli 1944 bei einem Aufklärungsflug über dem Mittelmeer ab und stirbt im Alter von 44 Jahren. Das Wrack wird erst 2004 identifiziert, 2006 gibt ein deutscher Pilot zu, ihn abgeschossen zu haben. An dieser Version gibt es nach wie vor Zweifel. Die zahlreichen Liebhaber seiner Bücher zitieren - wenn es um sein mysteriöses Verschwinden geht - sowieso viel lieber die Worte des kleinen Prinzen: "Es wird aussehen, als wäre ich tot, und das wird nicht wahr sein."
Stand: 29.06.10