Zur Jahrhundertwende sucht Karl Ernst Osthaus aus Hagen nach einem Namen für sein Museum. Unabhängig durch eine Erbschaft, hat der Bankierssohn in großem Stil Arbeiten der französischen Maler Pierre-Auguste Renoir, Paul Cezanne, Paul Gauguin und Henri Matisse sowie der deutschen Expressionisten Ernst Ludwig Kirchner, Karl Schmidt-Rottluff und Emil Nolde erworben. Jetzt will er den Bürgern seiner Geburtsstadt die Bilder zugänglich machen: Die "Zurückführung der Kunst ins Leben" ist sein erklärtes Ziel. Da verfällt Osthaus auf einen Begriff aus dem altnordischen Epos "Edda": Dort bezeichnet "Folkwanga" die Halle der Göttin Freya, die für Schönheit und Fruchtbarkeit verantwortlich zeichnet: eine Halle, die den Musen und dem Volk gleichermaßen gewidmet ist.
"Das schönste Museum der Welt"
1912 wird das Museum Folkwang in Hagen eröffnet. Als Osthaus 1921 mit nur 46 Jahren stirbt, kann sich die Stadt den Ankauf der Sammlung nicht leisten. Auf Initiative eines Konsortiums aus Unternehmern, Industriellen, Bankern und wohlhabenden Förderern ersteht Essen die Sammlung. 1929 wird sie dort in einem Neubau ausgestellt, der einem berühmten Kunstprofessor aus Harvard als "das schönste Museum der Welt" erscheint. Das hindert die Nationalsozialisten nicht daran, rund 1.400 Gemälde, Grafiken und Zeichnungen als "entartet" auszusortieren und in aller Herren Länder zu verkaufen. Kein Bild, das nach 1900 gemalt wurde, bleibt im Bestand erhalten.Anfang 1945 wird der Museumsbau vollständig ausgebombt. In den fünfziger Jahren entscheidet sich die Stadt, das Museum Folkwang an der alten Stelle, aber mit einer modernen Architektur wieder zu errichten. Am 29. Mai 1960 wird der Neubau eröffnet, nach und nach werden die Lücken der Sammlung geschlossen. Gleichzeitig wird der Bestand um die Gegenwartskunst erweitert. Das Museum Folkwang ist das erste, das in den siebziger Jahren ein Videostudio zur Produktion von Videokunst besitzt, auch ein Plakatmuseum wird gegründet.
Modernes Haus für die Moderne
Auch architektonisch will man in Essen mit der Moderne Schritt halten. 2010 wird der in Rekordbauzeit entstandene, spektakuläre Neubau des britischen Stararchitekten David Chipperfield mit seinen transparenten, von Tageslicht durchfluteten Räumen eröffnet. Für Furore sorgt das Museum Folkwang 2010 auch mit einer Ausstellung, die die berühmte alte Sammlung von Karl Ernst Osthaus für kurze Zeit noch einmal zusammenträgt.
Stand: 29.05.10