Die Geschichte der Firma Bayer beginnt in einer Küche im Bergischen Land. In Barmen-Wichlinghausen, das heute zu Wuppertal gehört, experimentieren 1861 der gelernte Chemiehändler Friedrich Bayer und der Färberei-Besitzer Johann Friedrich Weskott mit künstlichen Farben. Die damals üblichen Naturfarbstoffe sind nur aufwändig zu gewinnen und verblassen rasch. Ein paar Jahre zuvor ist es dem Engländer William Perkin gelungen, aus Steinkohlen-Teer künstlich Farben herzustellen. Bayer und Weskott versuchen auf eigene Faust, den Prozess nachzuvollziehen. Die Küche der Familie Bayer wird zum Chemie-Labor: Auf dem Kohleofen steht ein Tontopf. Nach einem halben Jahr sind Bayer und Weskott am Ziel. Sie haben ein grüngelbes Pulver, das - in Wasser und Alkohol aufgelöst - eine leuchtend rote Farbe erzeugt: das sogenannte Fuchsin. Am 1. August 1863 gründen sie ihre gemeinsame Firma: die "Friedrich Bayer und Compagnie" - Urzelle des heutigen Weltkonzerns.
Treibende Kraft der Gründung ist der Kaufmann Friedrich Bayer, der am 6. Juni 1825 als Sohn eines Seidenwebers in Barmen-Wichlinghausen geboren wurde. Bereits 1848 hatte er mit 23 Jahren sein erstes Unternehmen, eine Farbhandelsfirma, gegründet. Mit seiner zweiten Firma beginnt nun der Aufstieg. Weitere künstlicher Farbstoffe wie Nachtblau, Seegrün und Viktoriaviolett werden hergestellt. 1866 beginnt der Bau eines neuen Werks in Elberfeld. Wie andere Färb- und Bleichbetriebe kippt auch Bayer seine stinkenden und giftigen Abfälle in die Wupper. Dadurch verfärbt sich das Wasser schwarz. Dem geschäftlichen Erfolg schadet das nicht: Bayer hat Handelsbeziehungen in ganz Europa und in die USA. Darüberhinaus baut seine Firma in den Vereinigten Staaten und in Russland Produktionsstätten auf.
Persönliches ist über Bayer wenig bekannt. Es gibt allerdings eine belegte Anekdote: Ursprünglich schreibt er seinen Familiennamen mit "ey". Weil zu jener Zeit in Leipzig ein Kaufmann gleichen Namens wegen Betrugs verurteilt wird, ändert der Wuppertaler die Schreibweise in "ay", um Verwechslungen zu vermeiden. Nach dem krankheitsbedingten Tod von Friedrich Bayer, der am 6. Mai 1880 in Würzburg stirbt, wird das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Stück für Stück ziehen sich die Gründerfamilien Bayer und Weskott aus der Firma zurück. Einzig der Sohn des Gründers, Friedrich Bayer junior, spielt eine größere Rolle. Sein Vater hatte ihn zum Teilhaber und Geschäftsführer gemacht. Er bleibt bis Anfang des 20. Jahrhunderts Aufsichtsrat des Unternehmens.
Stand: 06.06.10