München ist Anfang des 19. Jahrhunderts eine Provinzstadt ohne große Strahlkraft - erst König Ludwig I. macht aus ihr eine bedeutende Kultur- und Wirtschaftsstadt. Am 13. Oktober 1825 tritt er im Alter von 39 Jahren nach dem Tod des Vaters sein Amt an. Mehr als Politik und Krieg liebt er Zeit seines Lebens die Kunst. Rastlos verfolgt er ein Bauprojekt nach dem anderen: Die Feldherrnhalle entsteht, das Siegestor, die Alte und Neue Pinakothek, die Schönheitengalerie im Schloss Nymphenburg mit 36 Porträtmalereien von Münchener Frauen. Bis heute prägen die von ihm in Auftrag gegebenen Bauten das Stadtbild Münchens. Ludwig I. sagt über seine Ungeduld: "Ruhe kann mein Wesen nicht ertragen. In der Ruhe versumpft das Meer. Stürme müssen es peitschen und schlagen, Leben, eintöniges, lastet gar sehr." Seine zweite große Liebe gilt den Frauen: 50 Mätressen hat er angeblich während seiner 23-jährigen Regentschaft. "Ohne Liebe, ohne Dichtung ist das Leben ohne Schwung. Sie nur geben hehre Richtung, freudige Begeisterung", schreibt er.
König saniert bayerische Finanzen
Geboren wird Ludwig I. 1786. Seine Jugend verläuft bereits ruhelos. In den Wirren der französischen Revolution zieht die Familie viele Jahre von Ort zu Ort. Als er zehn Jahre alt ist, stirbt seine Mutter, die ihn besonders fürsorglich behandelte. Als sein Vater nach der Niederlage gegen Frankreich auf Napoleons Seite wechselt, ist der junge Kronprinz entsetzt. Ludwig ist deutscher Nationalist und befürwortet einen Gesamtverbund deutscher Länder. Um ihn von seinem Groll abzulenken, schickt der Vater ihn auf eine Reise nach Rom, wo der 18-Jährige in den Gemäldegalerien endgültig der Kunst verfällt. Selbst König von Bayern, gelingt es Ludwig I., den Haushalt zu sanieren: Viele Bauprojekte bezahlt der sonst sparsame König aus seinem Privatvermögen. Ludwig schreibt: "Lieber statt Ananas Kartoffel kauen, dafür Mosaiken anschaffen." Politisch bleibt er allerdings ein Reaktionär: 1830 führt Ludwig die Zensur wieder ein, die er erst abgeschafft hatte. Regierungskritiker verschwinden im Gefängnis. In den neuen Münchner Prachtstraßen herrscht eine Kultur von Gängelung und Bedrohung.
Ludwig I. muss wegen Geliebter abdanken
Am Ende stürzt der König über die Revolution von 1848 und eine Geliebte: Lola Montez. Während überall in Bayern demokratisch und liberal motivierte Unruhen brodeln, verfällt der 60-jährige König der 28-jährigen, irischstämmigen Tänzerin. "Wie einen Jüngling von 20, ja, wie einen verliebten von 15 fasste mich Leidenschaft wie nie zuvor. Fiebrig heiß wallte mein Blut", schreibt Ludwig. Als er die Geliebte zur "Gräfin von Landsfeld" adelt, zürnen Volk und Aufständler ihm endgültig. Lola Montez wird aus München verbannt und Ludwig dankt zu Gunsten seines Sohnes Maximilian II. ab. Den Frauen stellt er weiter nach und vollendet verschiedene Bauprojekte. Ludwig I. stirbt 1868 mit 81 Jahren in Nizza. Zu dieser Zeit baut sein Enkel Ludwig II. bereits an seinem eigenen Märchenschloss Neuschwanstein.
Stand: 13.10.10